Peter Hoeg

Durch deine Augen

Roman
Cover: Durch deine Augen
Carl Hanser Verlag, München 2019
ISBN 9783446261686
Gebunden, 336 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle. Simon hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Peter will ihm helfen und nimmt Kontakt mit der Therapeutin Lisa auf. Die drei waren einst Kindergartenfreunde, doch daran kann Lisa sich nicht mehr erinnern. Als Forscherin hat Lisa eine Methode gefunden, wie man das Bewusstsein eines Menschen als Hologramm sichtbar machen kann. So will sie Patienten helfen, wieder in eine echte Beziehung zu anderen zu treten. In ihrem Bemühen, den völlig in sich verschlossenen Simon zu retten, kommen sich Peter und Lisa näher. Auch die verschüttete Kindheit steigt wieder vor Lisa auf.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 03.05.2019

Änne Seidel bedauert, dass Peter Høeg sein spannendes Thema der Bewusstseinserkundung nicht ohne Kitsch, Esoterik, langatmige Weisheiten und die "Untiefen des Zwischenmenschlichen" zu verhandeln weiß. Was sich zwischen Bewusstseinsforschung und Imagination abspielt, hat Seidel schon besser beschrieben gefunden, in Sci-Fi-Filmen etwa. Der philosophierende Erzähler im Text namens Peter Høeg geht Seidel jedenfalls mächtig auf den Keks. Mit den großen Themen Liebe, Tod und Gewalt, auf die die Bewusstseinreisen der Protagonisten zusteuern, übernimmt sich das Buch außerdem hoffnungslos, findet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.04.2019

Franz Haas weiß nicht, was ihn mehr abstößt an Peter Hoegs Roman, die Schreckensbilder einer drastischen dänischen Gegenwart, die dank Bewusstseins-Scanner sichtbar gemacht werden, der Kitsch über Männer mit und ohne Gefühle oder das "narrative Gefasel" über Innerlichkeiten. Der plausible Anfang des Textes, der laut Haas sogar spannend mit literarischer Fiktion spielt, kommt dagegen und gegen all die Übel der Welt, die Hoeg in seinem Buch unterzubringen versucht, jedenfalls nicht an, meint der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.03.2019

Rezensent Thomas Jordan stößt auf jede Menge Kitsch, aber auch auf feinfühlige Beobachtungen und eine wahre Schule der Empathie im neuen Roman von Peter Hoeg. Vertraut scheint ihm der Hoeg-Sound des Textes und die Heldin mit übersinnlichen Fähigkeiten, eine Neuropsychologin diesmal, die sich mit der Erforschung menschlicher Erinnerung befasst. Hoegs Versuchsaufbau konfrontiert Jordan mit dem Universum menschlichen Leids. Im Buch begegnen ihm Missbrauchsopfer, traumatisierte Soldaten und Täter. Leider wird der Selbsterfahrungsprozess im Buch laut Jordan durch viele Klischees, eine allzu glatte Figurenzeichnung und einen dauerraunenden Ich-Erzähler gestört. Stark findet er den Text immer dann, wenn der überempathische Ton durch die dargestellten menschlichen Abgründe relativiert wird.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.2019

Für Rezensentin Rose-Maria Gropp ist Peter Hoeg ein Spezialist für ungewöhnliche Frauen. Mit der Neuropsychologin Lisa hat der Autor laut Gropp wiederum eine jener starken, ambivalenten weiblichen Figuren geschaffen, die seine Bücher auszeichnen. Seine Themen, psychologische Menschenversuche in der Bewusstseinserforschung, Sprache und Wirklichkeit, geht der Autor mit Hang für Esoterik über mehrere Handlungsstränge an, erklärt Gropp. Fesselnd erzählt findet sie die Geschichte, anregend und hochaktuell.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.02.2019

Ein bisschen unentschieden bleibt Rezensentin Andrea Gerk nach diesem Roman von Peter Hoeg zurück, den sie seit "Fräulein Smillas Gefühl für Schnee" als Fachmann für Seltsamkeiten kennt. In seinem neuen Roman erzählt Hoeg von drei Menschen - dem Ich-Erzähler Peter, seinem depressiven Bruder Simon und der brillanten Neuropsychologin Lisa -, die sich gemeinsam an die Erkundung fremder Gedankenwelten machen. Lisa kann das Bewusstsein anderer Menschen scannen und in Hologrammen erfahrbar machen. Zunächst findet die Rezensentin Hoegs Erzählen noch magisch, seine Technik raffiniert und seine Frauenfigur imposant, doch dann moniert sie den hohen Ton, das "esoterische Raunen und "relativ banale Allgemeinplätze".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.02.2019

So viel vorweg: Peter Hoeg bleibt seinen erzählerischen Mitteln treu, versichert Rezensentin Julia Schröder. Auch, dass der dänische Autor für seine Geschichte um Psycho-Drogen, Neuro-Experimente und drei Freunde mit gemeinsamer Vergangenheit ordentlich neurobiologische Grundlagenforschung gebüffelt hat, rechnet ihm die Kritikerin an. Wenn Hoeg dann aber unbedingt Kubakrise und Kalenderweisheiten einbauen muss, zudem in "pornografischer" Detailfreude sexuellen Missbrauch an Kindern in Dänemark schildert, wird es Schröder zu beflissen.