Bret Easton Ellis

Lunar Park

Roman
Cover: Lunar Park
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2006
ISBN 9783462036541
Gebunden, 458 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Stellen Sie sich vor, Sie schreiben als Student einen Bestseller, doch Ihr Starruhm versinkt in einem See von Verunglimpfungen, Alkohol und Drogen. Stellen Sie sich dann vor, Sie bekommen eine zweite Chance - so wie der Romanheld Bret Easton Ellis in "Lunar Park". Zunächst glaubt man, eine Autobiografie in Händen zu halten: Autor und Protagonist Bret Easton Ellis fasst sein bisheriges Leben zusammen, er erzählt von seinen Romanen, von den Menschen, die in seinem ausschweifenden Leben eine Rolle spielten, von Beziehungen und Affären, von seiner Familie, vor allem von seinem unerträglichen Vater. An welchem Punkt sich die Fiktion mit der Realität vermischt, darüber wird in den USA heftig debattiert. Bret heiratet Jayne, eine bekannte Schauspielerin, und zieht mit ihr und den beiden Kindern in einen Vorort, um endlich ein richtiges Familienleben zu führen, weit weg von Drogen und sonstigen Verführungen. Doch das Idyll wird gestört, als seltsame Dinge geschehen: Ein Spielzeug seiner Tochter beginnt ein Eigenleben zu führen, ein junger Fan sieht aus wie Patrick Bateman aus der Verfilmung von "American Psycho", Jungen verschwinden aus der Nachbarschaft und die Farbe des Hauses blättert ab. Ist das alles nur auf Ellis' kranke Fantasie zurückzuführen, wie Jayne glaubt, oder passiert das alles wirklich?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.03.2006

Thomas David hat in Bret Easton Ellis? neuem Roman "Lunar Park" Schönheit und Tiefe gefunden. Er ist ganz angetan von dem Roman, der zwischen "schamlosem Exhibitionismus", "entblößender Selbstironie" und "vernebelndem Pathos" schwankt. Als emotionalen Motor des Werkes identifiziert der Rezensent ein kompliziertes Vater-Sohn-Verhältnis, dasjenige des Autors zu seinem eigenen Vater. "Lunar Park", schreibt David, erzähle nun eine Geschichte über die "zerstörte Unschuld der Kindheit", den Entzug der Liebe, den "Verlust der Liebesfähigkeit und den "verzweifelten Versuch", sie wieder herzustellen. Protagonist des Romans ist Bret Easton Ellis selbst, oder doch zumindest eine gleichnamige Gestalt. Dieser widerfährt manches "reißerisch" und temporeich Dargebotene, ein Höllentrip im Genre des Schauerromans: So taucht Patrick Bateman plötzlich auf, und jemand wiederholt dessen fiktionale Mordtaten in der Wirklichkeit. Kinder aus der Nachbarschaft des Protagonisten verschwinden, wie später auch sein eigener Sohn. Und am Ende hat der dämonisierte Vater, der seinen Sohn ein Leben lang umgetrieben hat, noch einen persönlichen Auftritt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2006

Was für eine Achterbahnfahrt muss dieser Roman für Rezensent Helmut Krausser gewesen sein. So ein großartiger Autor, der den perfekten Rhythmus besitzt, einen guten Wortschaft und sicheren Blick! So ein grandioser Anfang! Und die gesellschaftlich und literarisch so prunkvolle Halloween-Party! Und dann dieser Absturz! Krausser kann es kaum glauben. Was zu Beginn eine "brillante Gesellschaftssatire" zu verheißen schien - ein Roman mit dem Autor als Hauptfigur - wird zur Hommage an Stephen King und zur reinsten Qual, stöhnt der Rezensent. Am schlimmsten aber findet er, dass der Held so "knackedoof" ist, dass er sich einfach nicht die Bohne für ihn interessieren kann. Langweilig, schimpft Krausser den Großteil des Romans, "gekünstelt, bieder, läppisch und falsch im Ton".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.02.2006

Der Rezensent Ijoma Mangold ist gehörig genervt von Bret Easton Ellis' neuem Roman, der sich um eine Hauptfigur namens Bret Easton Ellis dreht, die mit dem Autor einiges an Eigenschaften und biografischer Geschichte teilt: "Dieser Gespenster-Trip mag dem Autor helfen, dem Leser nicht." Den Anfang des Buches, dass den Koks- und Champagner-Vollrausch der Zeit der frühen Erfolge des Autors behandelt, findet der Rezensent noch unterhaltsam, doch leider endet dieser Teil der Geschichte bereits nach gut 50 Seiten. Danach driftet der Autor nach Mangolds Meinung bedauerlicherweise in Stephen-King-Gefilde ab - und das dient nicht mal der Unterhaltung des Lesers: "Es soll nun ein dämonischer Thriller werden - aber nicht, damit es den Leser gruselt (das tut es nie), sondern damit die Versäumnisse und Verschuldungen der eigenen Vergangenheit die drastischste Manifestation annehmen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.01.2006

Rezensent Christoph Schröder hat eigentlich mehr erhofft, als bekennender Bret-Easton-Ellis-Fan, aber eigentlich dennoch alles bekommen. In Lunar Park recycle Ellis sein bisheriges Leben als Schriftsteller, das von einem Bret Easton Ellis als Hauptfigur und Erzähler verkörpert werde. Beide, realer und fiktiver Ellis, so der Rezensent, liefen gerne in Badeschlappen und Jogginghosen umher, doch während der "reale Autor" bereits Interviews zu Lunar Park gebe, stecke der fiktive im "Hamsterrad" seines selbst induzierten Irrsinns. Nach dem Erfolg seines ersten Romans American Psycho, referiert der Rezensent, sei der Schriftstellerheld in Lunar Park in eine Art postkoitale Depression mit Drogen und Alkohol verfallen. Dramaturgisch sei so die Tradition eines "echten Horror-Romans" gewährleistet, da man als Leser nie wisse, "was echt und was Halluzination" ist. Der fiktive Ellis habe sich aufs Land zu Frau und Kind zurückgezogen und diese idyllische Selbstmedikation versteht der Rezensent als "die zum Horror gewordene Vision eines befriedeten Lebens nach dem Sturm". Ein echter Ellis eben. Ungewöhnlich dagegen sei, so der Rezensent, dass Lunar Park "erstaunlicherweise" auch ein "sympathisches" Buch sei, und zudem "ambitionierter" als seine Vorläufer.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.01.2006

Sehr ausführlich setzt sich Harald Fricke mit dem neuen Roman des Kultautors Bret Easton Ellis auseinander - einem Buch, dessen Qualität es gerade ist, alles Mögliche und Unmögliche auf einmal zu sein. Es beginnt mit dem Bericht des Ich-Erzählers Bret Easton Ellis über ein Leben, das dem des Autors Bret Easton Ellis zu gleichen scheint. Die Sache mit dem Vater, um dessen Anerkennung der Sohn kämpfte, der aber starb, ohne sie gewährt zu haben, die ist wohl weitgehend autobiografisch. Freilich ist nicht alles wahr und darauf komme es an, denn die entscheidende Frage, so Fricke, ist irgendwann: "Ellis, Ellis, who the fuck is Ellis?". Später wird es ganz wild, weil dieser Roman auch eine Hommage an Stephen King sein will. Also gibt es viel Blut und noch mehr Paranoia. Das Gefühl des verlässlich Realen will und soll sich nicht einstellen, es bleibt bei psychologisch nicht aufschlüsselbaren Oberflächenbeobachtungen und -verschiebungen. Und das findet der Rezensent auch ganz richtig so, der die Gothic-Atmosphäre irgendwo zwischenEdgar Allan Poe und David Lynch goutiert und in "Lunar Park" zudem und trotzdem noch eine "enorm konsequente Gesellschaftssatire" ausmacht.