Frauen um Stefan George

Cover: Frauen um Stefan George
Wallstein Verlag, Göttingen 2010
ISBN 9783835305137
Kartoniert, 320 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Ute Oelmann und Ulrich Raulff. Die Forschung zu Stefan George (1868-1933) stimmte bislang darin überein, dass Frauen im George-Kreis keine Rolle spielten. Vielmehr ist der Kreis als Männerbund, homosoziale Vereinigung und esoterisch-elitäre Akademiker-Gruppierung bekannt. Es herrscht die Ansicht, George und seine Freunde seien spätestens seit 1910 vor den Frauen davongelaufen und tendenziell frauenfeindlich gewesen. Und doch haben Frauen eine entscheidende Rolle in und auch für Georges Dichtung gespielt. In Georges nächstem Umfeld gab es vor allem intellektuelle Frauen und bewunderte und gefürchtete Verführerinnen, aber auch dienende Frauen, die alle unterschiedliche Bedeutung für Georges Lebens- und Geisteswelt hatten. Die Autorinnen und Autoren der Beiträge stellen Leben, Werk und Situierung der Frauen im Umfeld Georges dar und gehen darüber hinaus den Widersprüchen zwischen Kreispropaganda und Kreisleben, Dichtung und Lebenspraxis nach.
Mit Beiträgen u.a. zu: Ida Coblenz, Marie Luise Gothein, Fine von Kahler, Gertrud Kantorowicz, Edith Landmann, Sabine Lepsius, Elisabeth Salomon, Clotilde Schlayer, Gertrud Simmel, Margarete Susman, Hanna Wolfskehl, Erika Wolters.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.11.2010

Rezensentin Ingeborg Harms schätzt diesen von Ute Oelmann und Ulrich Raulff herausgegebenen Band "Frauen um Stefan George". Die einzelnen Essays bieten in ihren Augen facettenreiche Porträts der Begleiterinnen des homosexuellen und eigentlichen misogynen Dichters. So findet sie am Anfang des Bands eine Werkanalyse Ernst Osterkamps, die an der "strukturellen Misogynie" Georges keinen Zweifel lässt. Gleichwohl vermittelt die Aufsatzsammlung für Harms letztlich ein differenzierteres Bild. Eingehend referiert die Rezensentin die Essays über Clotilde Schlayer, Ida Coblenz, Sabine Lepsius und viele andere Frauen, die George nahe kamen. Ihr Fazit: eine "unterhaltsame Galerie" von "leicht verstiegenen und hochbegabten Frauen", die für George zahlreiche Rollen - Pflegeschwester, Gesellschaftsdame, Stubengelehrte u.a. - spielten.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.08.2010

Pars pro toto des ganzen Buches liest und referiert Rezensent Volker Breidecker nur einen Aufsatz daraus, nämlich Stefan Andres' "'frauen fremder ordnung'. Thesen zur strukturellen Misogynie des George-Kreises". Neues erfährt man darin wohl nicht, Genaueres dagegen sehr wohl über den Umgang Stefan Georges und seiner Jünger mit Frauen bzw. über die allegorische Rolle der Frau im Weltbild des männerbündisch organisierten Kreises elitär gesinnter Ritter des Geistes. So führte, zum notorischen Beispiel, die Verehelichung im Falle Friedrich Gundolfs zur Exkommunikation. Nachgedacht wurde über die Möglichkeit der Reproduktion großer Männer möglichst ohne das Dazwischengeraten weiblicher Störkräfte. Überhaupt waren moderne Zivilisation und das Weibliche so ziemlich dasselbe: nämlich ein Schrecknis. Was aber wirklich, sexuell jetzt, genau lief zwischen den Männern des Bundes, das weiß keiner genau und wird's auch aus diesem Aufsatz nimmer erfahren.
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