Thomas Medicus

Heinrich und Götz George

Zwei Leben
Cover: Heinrich und Götz George
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783737100847
Gebunden, 416 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Selten war ein Verhältnis von Vater und Sohn so innig und so komplex - obwohl sich die Lebenszeit beider kaum überschnitt: Heinrich George herrschte seit den 1920ern als Berliner Theaterkönig, spielte unter Bertolt Brecht, in der Filmlegende "Metropolis" und den unvergesslichen Franz Biberkopf in "Berlin Alexanderplatz". Im Dritten Reich führte er seine Karriere zu neuen Höhen, ließ sich für Propaganda einspannen; er starb 1946 im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen. Der Sohn Götz war da acht Jahre alt, doch mit dem Vater beschäftigte er sich zeitlebens - dem widersprüchlichen Künstler, dem er auf eigene Weise nachfolgte. Götz George spielte in Karl-May-Streifen, dann in "Schtonk" oder "Rossini", in denen sich die Republik spiegelte, glänzte in Charakterrollen wie in "Der Totmacher". Als "Schimanski" wurde er zum beliebtesten deutschen Fernsehkommissar und zum Prototyp des neuen Manns, der auch verletzlich sein durfte. Bei aller Verschiedenheit eint Vater und Sohn: Beide Georges waren ungemein populär, echte Volksschauspieler. Ihr Leben erzählt ein Jahrhundert deutscher Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.01.2021

Rezensent Bert Rebhandl findet Thomas Medicus  überzeugend, wenn der Autor in seiner Doppelbiografie über Heinrich und Götz George zwar mit den kulturtheoretischen Instrumenten klirrt, aber keine Küchenpsychologie anwendet. Das letzte Jahrhundert "schimmit" auch so durch, wenn Medicus kenntnisreich und sachlich zu Werke geht, meint Rebhandl, die Körperbilder von Vater und Sohn analysiert und Heinrich Georges Verstrickung ins Nazi-System gelassen offenlegt.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 05.12.2020

Rezensent Hanns-Georg Rodek begreift unmittelbar die Überlebensgröße Heinrich Georges, an der sich der Sohn Götz ein Leben lang abarbeiten musste. Dass Thomas Medicus die Doppelbiografie von Vater und Sohn schreibt, das "Psychogramm des Sohnes im Spiegel des Vaters", erscheint Rodek vollkommen sinnvoll. Wie Götz George den Vater studierte, um sich schließlich von dessen Rolle im NS-Staat und von seiner Schauspiel-Persona zu distanzieren, scheint Medicus laut Rezensent für den Leser nachvollziehbar zu beschreiben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.10.2020

Rezensent Harry Nutt scheint fasziniert von Thomas Medicus' Doppelbiografie über Heinrich und Götz George. Wie Medicus zunächst auf das Kriegstrauma des Vaters abhebt, das er auf der Bühne und vor der Kamera auszuagieren versuchte, um dann Heinrich Georges NS-Verstrickungen detailreich zu schildern und schließlich in eine Verdichtung der beiden unterschiedlichen Lebensgeschichten zum Porträt einer deutschen Künstlerfamilie im Spiegel der Geschichte zu münden, findet Nutt spannend. Die Frage, ob es für die beiden Georges alternative Lebenswege gegeben hätte, wirft das Buch für Nutt immer wieder auf, der mitunter allerdings Schwierigkeiten hat, seine eigenen George-Bilder mit denen der Biografie in Übereinstimmung zu bringen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.10.2020

Hanns Zischler ist fasziniert von Thomas Medicus' Buch über Heinrich und Götz George. Wie der Autor die Lebens- und Werkgeschichte der beiden Schauspieler nachverfolgt und aufeinander bezieht, findet er so gründlich wie lesenswert. Was der Ruhm des Vaters für den Sohn und seine professionelle Entwicklung bedeutete, macht Medicus dem Leser ebenso deutlich wie er die Essenz der Spielkunst des Vaters herausarbeitet, so Zischler. Dass Medicus nie überlegen vorgeht, aber genau und in "teilnehmender Anschaulichkeit", gefällt Zischler gut.
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