Peter Hoeres

Krieg der Philosophen

Die deutsche und die britische Philosophie im Ersten Weltkrieg
Cover: Krieg der Philosophen
Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2004
ISBN 9783506717313
Gebunden, 646 Seiten, 78,00 EUR

Klappentext

Der Krieg der deutschen und britischen Philosophen richtete sich gegen den jeweiligen Hauptfeind im Ersten Weltkrieg, der als Konkurrent und Neider ein von Hassliebe gekennzeichnetes Feindbild abgab. Dieser Diskurs wirkte mit seinen Feindbildern, Staatsentwürfen, Kriegsphilosophien und Friedensentwürfen unmittelbar auf die politische Kultur.
Die Quellengrundlage wurde gegenüber der bisherigen Forschung beträchtlich erweitert, so dass die ganze Breite der philosophischen Kriegsdeuter erfasst wird. Dabei wird eine Antwort auf die Frage nach einem ideellen Sonderweg der Deutschen zu geben versucht und der Vorrat an Gemeinsamkeiten in den Blick genommen. Denn wie zu keiner anderen Epoche stand die britische Philosophie nach 1900 unter dem Einfluss des Deutschen Idealismus. Und in Deutschland verschafften sich im Verlaufe des Krieges zunehmend liberale, teilweise am westlichen Modell orientierte Stimmen Gehör. Gleichwohl wurde der geistige Krieg mit unerbittlicher Schärfe geführt und der Feind nicht nur in der feindlichen Philosophie verortet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.01.2005

Philosophen, meint Thomas Meyer, "stürmen gerne mit voran, ob mit Speer, Seitengewehr oder spitzer Feder". Immer schön das Allgemeingültige behaupten und sich dann in nationalen Prozessionen einreihen! So auch während des Ersten Weltkriegs, als es eine wahre Flut philosophischer Veröffentlichungen gab, die Peter Hoeres jetzt als Erster im breiten Überblick ausgewertet hat, und zwar im Vergleich der britischen und deutschen Philosophie. Das Urteil des Rezensenten fällt zwiespältig aus: Einerseits lobt er die Übersicht, die thematische Systematik sowie die ausgezeichnete sprachliche Gestaltung und hebt insbesondere die Darstellung der britischen Philosophie der Zeit als Pionierarbeit im deutschsprachigen Raum heraus. Andererseits bemängelt er, dass Hoeres die analysierten Schriften allzu einseitig auf den Krieg zuspitzt, dass er bei der Quellenarbeit handwerkliche Mängel offenbart und angesehene Historiker unqualifiziert abkanzelt, während er "zweit- und drittklassige Autoren herbeizitiert" - "möglicherweise aus inneruniversitären taktischen Motiven" heraus, vermutet Meyer. Und gar nicht verstehen kann er, warum sich der Autor freiwillig das Korsett der Erkenntnisse von Hermann Lübbe umschnürt, die immerhin schon vier Jahrzehnte alt sind.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.12.2004

Diese Studie von Peter Hoeres über die politische Haltung der Philosophen im Ersten Weltkrieg deckt nach Ansicht von Sonja Asal gleich zwei Lücken der gegenwärtigen Forschung ab. Zum einen handelt es sich dabei um die erste Gesamtdarstellung der "ausufernden Produktivität der Weltkriegsphilosophen", zum anderen unternimmt der Autor als erster den Versuch, die Positionen deutscher Philosophen mit internationalen Haltungen zu vergleichen, merkt die Rezensentin interessiert an. Sie stellt befriedigt fest, dass der Autor die "ganze Spannweite möglicher Reaktionen" auf den Krieg in seiner Untersuchung abdeckt, wobei er neben bekannten Philosophen auch heute vergessene Denker in seine Studie miteinbezieht, wie Asal anerkennend betont. Allerdings stellt sie dann etwas unzufrieden fest, das die "Schlussfolgerungen", die Hoeres aus diesen Betrachtungen zieht "kaum" über die bereits bei Hermann Lübbes schon 1963 erschienene "Pionierarbeit" zu politischen Philosophie "hinausgeht". Trotzdem lobt sie die Studie insgesamt als "differenziert" und "aufschlussreich", insbesondere dort, wo sich der Autor mit der britischen Philosophie und deren Auseinandersetzung mit den "eigenen kontinentalen Wurzeln" beschäftigt. Dennoch hätte sich die Rezensentin noch gewünscht, Hoeres hätte nicht "ausnahmslos jede philosophische Äußerung" der Zeit als politische Stellungnahme gewertete, denn, so Asal kritisch, "nicht jeder Ideenkonflikt ist an sich schon politisch".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.2004

Sehr aufschlussreich findet Christian Geyer diese Arbeit zur Welkriegsphilosophie von Peter Hoeres, die bereits mit dem Dissertationspreis der Universität Münster ausgezeichnet wurde, wie der Rezensent informiert. Interessante neue Deutungen der bekannten Kriegsphilosophen Ernst Troeltsch und Max Scheler hat Geyer hierin gefunden. So hält Hoeres etwa den gegen Scheler erhobenen Vorwurf des Klerikalfaschismus für unhaltbar, anderseits liest er Troeltsch nicht als Gegner der Sonderwegsideologien. Am meisten interessiert sich Geyer jedoch dafür, was Hoeres über weniger bekannte Denker wie Rudolf Eucken zusammengetragen hat. Der hatte schon 1913 den "geistigen Kriegszustand" ausgerufen und wollte über die "Formkultur" eine nationale "Inhaltskultur" gesetzt sehen, die, wie Geyer zitiert, "ein Ringen des Menschen mit der Unendlichkeit und eine Unterwerfung ihrer durch geistige Kraft" beinhalten sollte. Hoeres sei mit seiner Darstellung eine "wirkliche Pointe gelungen", freut sich Geyer abschließend, der leider über die britische Kriegsphilosophie kein Wort verliert.
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