Martyna Bunda

Das Glück der kalten Jahre

Roman
Cover: Das Glück der kalten Jahre
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518428870
Gebunden, 317 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann. Ob ihr Mann das Meer gesehen hat, bevor er 1932 auf der Großbaustelle der Hafenstadt Gdingen tödlich verunglückte, wird Rozela nie erfahren. Von der staatlichen Entschädigung baut sie für sich und die drei Töchter ein Steinhaus mit Doppelfenstern, im kaschubischen Dorf eine Sensation. Dort überstehen sie die Schrecken des Krieges. Als die sowjetische Armee gen Westen zieht, bietet das Haus keinen Schutz mehr. Im Keller versteckt, muss Gerta, die älteste, mit anhören, wie ihre Mutter von Soldaten vergewaltigt wird. Aber die Maxime der Mutter lautete stets: Kopf oben behalten, egal was passiert. Dies beherzigen auch die Töchter, allen voran die leidenschaftliche, lebenshungrige Truda, Sachbearbeiterin im Schifffahrtsamt, deren Mann für Jahre im Gefängnis des Geheimdiensts verschwindet. Ilda, Motorradfahrerin, arbeitet in der Umsiedlungsbehörde und liiert sich spät - mit einem Bildhauer, der ihr seine Ehe mit einer Deutschen verschweigt...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.11.2019

Bei viel Zustimmung zu den Thesen des Buches ist Jens-Christian Rabe doch nicht ganz einverstanden mit ihm. Einerseits befindet er, wie die Autoren, dass die Industrie der Glücks-Gurus und Positiv-Denker ein veritables Ärgernis sei, insbesondere dort, wo sie sich schon in die offizielle Bildungspolitik eingemischt hat wie in den USA, Großbritannien und Kanada. Hier hat diese Art des Glücksverständnisses, wie die Autoren zeigen, sogar schon Übles angerichtet und sich deutlich als Konformitätsmodell erwiesen. Dennoch mag der Kritiker den Autoren nicht ganz folgen und verweist auf die "mindestens" 2000 Jahre alte Suche nach dem Glück - auch durch die Philosophie. Mit Zustimmung verweist er andererseits auf historische Unzufriedenheit und Wut, die für die Autoren Motoren gesellschaftlicher Veränderung waren - und damit auf das Gesellschaftliche überhaupt, das in der "Glücksdiktatur" gar nicht erst vorkomme. 
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 23.11.2019

In diesem Roman erzählt Martyna Bunda die Geschichte dreier Schwestern aus der Kaschubei im polnischen Pommerellen und spannt so ein Panorama der vergangenen hundert Jahre auf, erklärt Rezensentin Katrin Hillgruber. Laut der Kritikerin wollte die Autorin zeigen, wie sich die drei Polinnen nach der Traumatisierung durch den Zweiten Weltkrieg und die stalinistische Ära langsam wieder für Empfindsamkeit öffnen. An sich hält Hillgruber dieses Vorhaben für durchaus lobenswert, auch weil der Fokus auf Weiblichkeit die Ansprüche der nationalkonservativen polnischen Regierung unterwandert. Allerdings kommen die männlichen Figuren der Kritikerin zufolge charakterlich so schlecht weg, dass ihr die weiblichen Gefühle doch zu verklärt erscheinen - etwas zu viel "Wille zum Positiven" für Hillgrubers Geschmack.