Studs Terkel

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Politisches Engagement in schwieriger Zeit
Cover: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Antje Kunstmann Verlag, München 2004
ISBN 9783888973680
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Michael Schulte. In seinem Buch befragt der legendäre amerikanische Interviewer Menschen unterschiedlichster Herkunft, die nach ihren Überzeugungen zu leben versuchten, auch wenn es gerade am wenigsten opportun erschien. Gewerkschaftler und Menschenrechtskämpfer erzählen von ihrem Leben, Lehrer, Krankenschwestern, eine Friedensaktivistin, der nach Jahren freigesprochene Insasse einer Todeszelle, der Wirtschaftsprofessor John Kenneth Galbraith. Was hat sie bewegt, zum Handeln getrieben, ihnen auch in schwierigsten Zeiten die Kraft zum Weitermachen gegeben? Hoffnung als Antrieb, meint Terkel, steigt in einer Gesellschaft immer von unten hoch, oder, wie es ein Obdachlosenanwalt formuliert: "Hoffnungslosigkeit ist ein Luxus, den sich nur die Reichen leisten können."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.12.2004

Die Rezensentin Renate Wiggershaus ist sehr angetan von Studs Terkels neuem Buch, das ihr wie eine "polyphone Komposition" erscheint. Wieder hat der als Gegenstimme des offiziellen Amerikas berühmt gewordene Terkel Interviews mit bekannten und unbekannten Menschen geführt. Diesmal ging es um die Möglichkeiten, sich politisch zu engagieren. Eigentlich nicht wirklich erstaunlich ist, dass das dabei entstehende, sehr "authentische" Bild "vielschichtiger und widersprüchlicher als das offizielle und durch die Medien vermittelte" ist. Trotzdem ist die Lektüre spannend, und das liegt nach Meinung der Rezensentin vor allem an Terkels guter Interviewtechnik. Es gelingt ihm nach Wiggershaus' Eindruck, "jedem seiner so verschiedenen Gesprächspartner das Gefühl zu geben, jemand zu sein, der Wichtiges zu sagen hat". Gleichzeitig gelingt es ihm, den Blick aufs Wesentliche gerichtet zu halten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.10.2004

Studs Terkel, für manche "der letzte linke Amerikaner", haut in diesem Buch wieder mächtig auf die Pauke und scheint sich ganz gezielt an seine amerikanischen Mitbürger zu richten, schreibt die Rezensentin Susanne Mayer. Denn dieses Mal gehe es dem "Urgestein des amerikanischen respektlosen Reporterwesens" um Hoffnung und Engagement: vierzig Gespräche hat Terkel geführt, mit Menschen, die Zeugnis ablegen über ihr politisches Engagement und ihre anhaltende Motivation dazu. Und was laut Rezensentin aus diesem "Kaleidoskop" vorwiegend "alter Weggefährten" hervorgeht, ist die recht erfrischende Erkenntnis, dass Hoffnung "eine Sache für Realisten" ist. Denn Hoffnung, "dröhne" es aus Terkels Munde, müsse man "erwecken". Und zwar immer wieder aufs Neue, denn Hoffnung, erkläre Terkel, ist "ein Experiment in der Verschiebung von Grenzen, der eigenen zuerst".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.09.2004

Malte Oberschelp lobt an diesem Buch die "bewährte Rezeptur der Oral History" des amerikanischen Linksliberalen Studs Terkel - der nicht umsonst gelte als "der Mann, der Amerika interviewt". Wie immer bei Terkel, so erfahre man, lobt der Rezensent, "einiges über amerikanische Geschichte" - etwa in einem Interview mit dem 92-jährigen Wirtschaftswissenschaftler John Kenneth Galbraith. Weitere der vierzig hier versammelten Stimmen, berichtet Oberschelp, gehören unter anderem: Gewerkschaftsführern, die von Schikanen und Morddrohungen im Zusammenhang mit einem legendären Streik in dem (hierzulande eher durch Michael Moores Filme berühmten) Flint, Michigan, im Jahre 1936 berichten; einem schwarzen GI, der den Südstaaten-Rassismus in den 1950ern beschreibt; dem ehemaligen Bürgermeister von Cleveland, der 1978 gegen die Privatisierung der dortigen Stadtwerke gekämpft hatte sowie Friedensaktivisten und Globalisierungsgegnern. "Etwas eintönig" allerdings fand dann auch der Rezensent die Auswahlkriterien Terkels in diesem Buch: bis auf zwei Interviewpartner kämen alle Beiträger "aus dem linken Lager". Wovon, fragte sich Oberschelp so dann beim Lesen, "träumen die Nichtwähler, die Konservativen und Rechtsradikalen? Haben böse Menschen keine Hoffnung?"