Bodo Kirchhoff

Erinnerungen an meinen Porsche

Roman
Cover: Erinnerungen an meinen Porsche
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2009
ISBN 9783455401844
Gebunden, 222 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Daniel Deserno, 39, bis vor kurzem Investmentbanker, ist Patient in der Kurklinik Waldhaus, unter lauter Prominentenleichen mit Depressionen. Freundin Selma aus der Kulturstiftung der Bank hat ihm nach einem Streit unter dem Weihnachtsbaum mit dem eben ausgepackten Edelkorkenzieher seinen Porsche ruiniert, wie das männlichste Teil unter Daniels Kollegen hieß. Und in der teuren Kurklinik hängt er den Zeiten ungehemmter Sex- und Geldvermehrung nach, bis eine neue, junge Patientin auftaucht: die mit einem Buch über ihre Hämorrhoiden soviel Erfolg hat, dass sie darüber schwermütig wurde. Daniel und die Neue kommen sich rasch näher, dann aber kündigen Selma und auch noch Daniels altlinke Mutter ihren Besuch an, weil im Waldhaus ein berühmter Autor aus seinem Goethe-Roman liest. Und im Zuge dieser Lesung über Johanns Nummer mit seiner Sponsorin Anna Amalia kommt Daniels Porschewrack zu einem nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg, während ringsherum die Finanzwelt einstürzt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.04.2009

Auf diesem Zauberberg wird Holger Liebs nicht froh. Was Bodo Kirchhoff in seiner Luxus-Reha an Yellow-Press-Personal und Zeitgeschehen versammelt, findet Liebs nicht sonderlich originell. Über die bildliche Vereinigung von Sportwagen und Geschlecht sowie von sexuellem und finanziellem Bankrott kann er auch bloß gähnen. Dass er hinter der dauernden Augenzwinkerei des Autors dessen Genialität erkennt, soll Kirchhoff von unserem Rezensenten gar nicht erst erwarten. Möglich, dass Liebs den Roman erträglicher gefunden hätte, wenn sein Autor sich mehr Zeit gelassen und nicht zwanghaft jede Pressemitteilung der letzten neun Monate und jeden Herrenwitz darin verbraten hätte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2009

So richtig rückt Sandra Kerschbaumer nicht raus mit ihrem Urteil zu Bodo Kirchhoffs neuem Roman. Eigentlich sagt sie nur, was das Buch sein will ("eine hochtourige Spritztour durch die überzeichnete Realität der gerade vergangenen Gegenwart") und was der Autor möchte ("mit rasanter Komik, Trash und Trivialitäten unterhalten"), nicht, was daraus ihrer Meinung nach geworden ist. Ein Roman zur Finanzkrise, klar, denn Kirchhoff nimmt einen Investmentbanker zur Hauptfigur und lässt ihn teeren und federn, bevor er ihn in einem Sanatorium auf einige gleichfalls genesungsbedürftige, gnadenlos der Lächerlichkeit preisgegebene Gestalten aus Funk und Fernsehen treffen lässt. Dass es über allem Kirchhoffs offensichtlich enormes Schreibtempo ist, das Kerschbaumer beeindruckt, weniger seine parodistische Fähigkeit, ist aber möglicherweise Urteil genug.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.02.2009

Enthusiastisch bejubelt Wend Kässens Bodo Kirchhoffs neuen Roman "Erinnerungen an meinen Porsche", in dessen Mittelpunkt sich der Investmentbanker Daniel Deserno befindet, der sich von einem tätlichen Angriff auf seine Harnröhre physisch und psychisch in der Privatklinik Waldhof erholt. Die Frage, ob es sich bei dem Buch um eine Antwort auf Charlotte Roches "Feuchtgebiete" handelt, muss der Rezensent zugleich bejahen und verneinen. Denn während dem Autor keine Gürtellinie zu tief liegt, um darunter zu zielen, legt er in seinem "Schundroman" doch so etwas wie ein "Satyrspiel über unserer Epoche" vor, begeistert sich Kässens. "Scham-, skrupel- und morallos" werden bei Kirchhoff die Widersprüche der Zeit zur Sprache gebracht und dem Leser, dem nicht selten das Lachen im Halse stecken bleibt, der Spiegel vorgehalten, preist der Rezensent.