Marc Weitzmann

Mischehe

Roman
Cover: Mischehe
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783895614170
Gebunden, 296 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Uli Aumüller und Patricia Klobusiczky. Eine wahre Geschichte gab den Anstoß: Im Nizza der neunziger Jahre verschwindet ein neunjähriger Junge, der Sohn des Ehepaars Jean-Christophe und Claude Cottard. Obwohl die Leiche des Kindes nie gefunden wird, macht man dem Vater, einem wohlhabenden Tierarzt, den Prozess. Aus Protest gegen den Scheidungswunsch und die Behauptung seiner Frau, das Kind sei von ihrem jüdischen Liebhaber, ergreift Cottard drastische Maßnahmen: Den Jungen zwingt er, eine Hakenkreuzbinde zu tragen, an sich selbst vollzieht er eine brutale Beschneidung. Diese Umstände verwundern und faszinieren den Erzähler, der seine persönliche Auseinandersetzung mit dem Judentum zum eigentlichen Thema des Romans macht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.05.2012

Rezensent Joseph Hanimann fand nur die erste Hälfte von Marc Weitzmanns im französischen Original bereits vor 12 Jahren erschienenen Roman "Mischehe" richtig spannend, wie er zugibt. Der Autor, der sich gern an der Wirklichkeit orientiert, hat auch für das vorliegende Buch eine wahre Begebenheit zum Ausgangspunkt genommen: Laut einer Zeitungsmeldung soll ein Tierarzt die Untreue seiner Ehefrau und ihr Bekenntnis, der gemeinsame Sohn entstamme einer Affäre mit einem jüdischen "Ex-Hippie", seinem Sohn eine Hakenkreuzbinde angeheftet und sich selbst brutal beschnitten haben. Als der Sohn verschwand, wurde der Vater wegen Kindesmord zu lebenslänglicher Haft verurteilt, erfahren wir. Da Weitzmann zunächst vor allem den Tierarzt zu Wort kommen lässt und sich sein Erzähler, der an seiner verwickelten jüdischen Identität herumlaboriert, zunächst kaum einschaltet, lässt sich der Rezensent durchaus fesseln. Dann allerdings wird ihm das Ganze zu "verblasen" und er hätte sich einen entschieden kürzeren Fortgang des Romans gewünscht, den er im Übrigen hervorragend übersetzt findet.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.12.2011

Mit der Quintessenz, Identität sei letztlich eine Illusion, möchte Rezensent Thomas Laux sich dann doch nicht einfach so abspeisen lassen von Marc Weitzmann. Da hat ihn der Autor schon auf eine ziemlich verstörende Reise zu jüdischen Identitäten und psychopathologischen Assimilationsversuchen mitgenommen, hat ihn des öfteren mit der bizarren Geschichte allein gelassen, im Spekulativen, hat Historisches mit Erinnerungen dem Leser weitgehend unbekannter Figuren verknüpft und Laux mit einem urplötzlich auftauchenden Ich-Erzähler überrascht. Für Laux bleiben da manche Fragen offen. Doch das kann auch ein Plus sein.