Frank Uekötter

Der Deutsche Kanal

Eine Mythologie der alten Bundesrepublik
Cover: Der Deutsche Kanal
Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2020
ISBN 9783515126038
Gebunden, 330 Seiten, 29,00 EUR

Klappentext

Was passiert, wenn man ein dubioses Projekt in die bundesdeutsche Politik einspeist? Der Elbe-Seitenkanal war ein Testfall für ein politisches System, das gemeinhin als langweilig, aber grundsolide gilt. Die alte Bundesrepublik entpuppte sich dabei als System der organisierten Verantwortungslosigkeit. Die Frage nach dem Sinn des Projekts löste sich in langen Verhandlungen immer mehr auf, und als sich das Debakel abzeichnete, war plötzlich niemand mehr verantwortlich - selbst dann nicht, als der Kanal fünf Wochen nach der Eröffnung eine Flutkatastrophe verursachte. Die Geschichte des Elbe-Seitenkanals ist ein Menetekel für den bundesdeutschen Politikbetrieb und ähnelt scheiternden Bauvorhaben in der deutschen Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 16.03.2020

Rezensent Arno Orzessek lernt einiges über organisierte Verantwortungslosigkeit und "regelkonformes Versagen" in Frank Uekötters Buch über den Elbe-Seitenkanal. Was als Thema etwas spröde klingt, ist in Zeiten von desaströsen Infrastrukturprojekten wie BER und Stuttgart 21 absolut aktuell, versichert Orzessek. Bei Uekötter könne man nachlesen, wie schon 1976 Größenwahn und Planungsphantasmen die Lüneberger Heide in überschwemmtes Sumpfgebiet verwandelten. Die Kosten explodierten und der erste Damm brach bereits nach fünf Wochen. Obwohl Uekötter eindringlich und unterhaltsam schreibe, sei die Lektüre kein reines Vergnügen, meint der Rezensent, der dem Autor einige geschmackliche Ausrutscher und längliches Sinnieren ankreidet.