Andrej Angrick

Besatzungspolitik und Massenmord

Die Einsatzgruppe D in der südlichen Sowjetunion 1941-1943
Cover: Besatzungspolitik und Massenmord
Hamburger Edition, Hamburg 2003
ISBN 9783930908912
Gebunden, 796 Seiten, 35,00 EUR

Klappentext

Andrej Angrick lenkt in seiner Darstellung das Augenmerk auf den historischen Ort der Verbrechen einer mobilen Einheit der Sicherheitspolizei und des SD sowie auf die strukturellen Hintergründe der Eroberungs-, Besatzungs- und Vernichtungspolitik auf der Krim und im Kaukasus. Darüber hinaus zeichnet er aussagekräftige Täterprofile des Einsatzgruppenpersonals.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.02.2004

Historisch und soziologisch einwandfrei findet Götz Aly die Untersuchung über die Einsatzgruppe D von Andrej Angrick. Die Blutspur, die das deutsche Mordkommando durch den Süden der Sowjetunion gezogen hat, verfolge der Autor bis ins Detail zurück und liefere so eine "gewaltige, quellenstarke" Analyse. Der Leser erfahre so nicht nur Neues über die Germanisierungsmaßnahmen und Ausrottung von Kommunisten auch nach 1942, sondern erhalte gleichzeitig ein "ausführliches Soziogramm" der Mördergruppe. Besonders schätzt Aly, dass Angrick auf eine möglichst genaue "täterbiografische Reduktion der deutschen Bürde" verzichtet und sich weigert, eine typische NS-Täter-Sozialisation zu entwickeln. Für derlei "modisch" gewordene Versuche gebe Angricks Analyse "keine Anhaltspunkte".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.02.2004

Ein Schauer irgendwo zwischen Entrüstung und Fassungslosigkeit lief Jan Süselbeck bei der Lektüre von Andrej Angricks Studie über die deutschen Massenmorde in der südlichen Sowjetunion über den Rücken. Das zentrale Anliegen des Autors sei es, berichtet der Rezensent, die Verteidigungsstrategien der Mitglieder der Einsatzgruppe D, die für die "nahezu vollständige Vernichtung der Juden in der südlichen Sowjetunion" verantwortlich war, in den Nachkriegsprozessen als "Entlastungslügen" herauszustellen: Weder der Verweis auf einen bereits vor dem Angriff auf die Sowjetunion existenten "Endlösungsbefehl" noch die Behauptung, sich nur aus Angst vor Strafsanktionen an den Erschießungen beteiligt zu haben, halten einer ernsthaften Prüfung stand, so der Tenor der Studie. Zu diesem Ergebnis gelangt Angrick wesentlich durch eine Untersuchung des Sozialprofils der Täter - das von "Kleinbürgern" bis zu "promovierten Wissenschaftlern" reichte - und ihrer nahezu "bruchlosen" Verwandlung in Massenmörder. Mit seiner "naheliegenden" und vom zusammengetragenen Material gut gestützten Schlussfolgerung, dass ernsthafte Gewissenskonflikte "beim Gros der Mörder überhaupt nicht bestanden" haben, versichert Süselbeck überzeugt, hebelt Angrick die Mär von den Tätern als Opfern aus, die nur die "leidgeprüften Exekutoren einer Art unappetitlichen Schlachthausdienstes" gewesen seien. "Es waren keine anonymen Machtstrukturen, sondern deutsche Menschen, die mordeten, und die wussten, was sie taten", schließt der Rezensent.