Ute Frevert

Die Politik der Demütigung

Schauplätze von Macht und Ohnmacht
Cover: Die Politik der Demütigung
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017
ISBN 9783103972221
Gebunden, 336 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

In einem Gang durch 250 Jahre Geschichte schildert die Historikerin Ute Frevert, welche Rolle die öffentliche Beschämung in der modernen Gesellschaft spielt. In den unterschiedlichsten Bereichen werden die Demütigung und das damit einhergehende Gefühl der Scham zum Mittel der Macht - ob in der Erziehung von Kindern, im Strafrecht oder in Diplomatie und Politik. So wurden nach 1944 in Frankreich Frauen, die sich mit deutschen Besatzern eingelassen hatten, die Haare geschoren. Richter in den USA bestrafen Bürger neuerdings damit, dass diese an belebten Straßen auf einem Schild ihr Vergehen kundtun müssen. Nicht zuletzt der Medienpranger - wie im Fall von Jan Böhmermanns Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Erdogan - und das Internet haben die öffentliche Beschämung allgegenwärtig gemacht. Ute Frevert zeigt nicht nur an zahlreichen Beispielen aus der Geschichte, wie Demütigungen in Szene gesetzt wurden und werden (wobei sich die Bilder über Epochen und Kulturen hinweg erstaunlich gleichen). Sie macht auch klar, dass die Moderne den Pranger keineswegs abgeschafft, sondern im Gegenteil neu erfunden hat. Nicht mehr der Staat beschämt und demütigt, sondern die Gesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.11.2017

Laut Steffen Martus wäre Ute Freverts Studie über Praktiken der politischen Demütigung in Europa seit dem 18. Jahrhundert eigentlich das Buch der Stunde. Leider unterlässt es die Autorin laut Rezensent, ihr umfangreiches Material nach Zeit und Ort zu ordnen. Für Martus mit dem Ergebnis, dass oft unklar bleibt, vor welchem historischen Hintergrund und in welchem politischen oder kulturellen Kontext die jeweilige Szene spielt. Die erstaunliche Resistenz der Gesten der Demütigung gegenüber modernen Tendenzen zur Versachlichung und ihre Internationalität vermag die Autorin dem Rezensenten allerdings eindrucksvoll zu vermitteln.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2017

Rezensent Thomas Speckmann erkennt mit dem Buch von Ute Frevert, dass die Technik der Demütigung noch immer ausgeübt wird und weiterhin wirkungsmächtig ist. Die akribischen, anschaulichen Schilderungen, mit denen die Autorin zeigt, wie sich die Demütigung als Mittel der Macht über die Epochen hinweg verändert hat bzw. sich gleichgeblieben ist, treiben Speckmann schon beim Lesen die Schamesröte ins Gesicht. Und dann kam die Aufklärung. Und heute? Gibt es analoge wie digitale Anprangerung als wäre nichts gewesen, sieht Speckmann entsetzt.
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