Sara Danius, Hanns Zischler

Nase für Neuigkeiten

Vermischte Nachrichten von James Joyce
Cover: Nase für Neuigkeiten
Zsolnay Verlag, Wien 2008
ISBN 9783552054257
Kartoniert, 176 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Oktober 1904: Der 22-jährige James Joyce tritt im "gottverlassenen" Pola an der Küste in Istrien seine Stelle als Englischlehrer an. Seine Ankunft wird in der lokalen Zeitung groß annonciert. Und Joyce wird unmittelbar Zeuge einer Reihe von spektakulären Ereignissen: die pathetische Inszenierung einer Gedenkfeier für die ermordete Kaiserin "Sisi", die Aufführungen eines ambulanten Kinos, eine Flut von (Bild-)Nachrichten aus dem Russisch-Japanischen Krieg ... Diese allgegenwärtigen, bisher kaum beachteten "Vermischten Nachrichten", "faits divers", fanden Eingang in Tageszeitungen und Kinoprogramme, und verarbeitet tauchen sie u.a. im "Ulysses" wieder auf, wie Hanns Zischler und Sara Danius nun erstmals zeigen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.11.2008

Auf "wundersame Weise kohärent" findet Rezensent Adam Soboczynsk die Lektüre dieses Büchleins, das der Schauspieler Hanns Zischler zusammen mit der schwedischen Literaturwissenschaftlerin Sara Danius verfasst hat. Es geht, wie er schreibt, um die berühmten "faits divers" auf der Vermischtes-Seite, aus denen der These dieses Buchs zufolge der moderne Roman entstanden sei. James Joyces "Ulysses" zum Beispiel. Allerdings scheint das kleine Werk, dessen Lektüre für den Rezensenten mitunter etwas von gehobener Zeitungslektüre hat, auch deutliche Grenzen zu haben. Nicht nur, dass er die visuelle Garnierung des Essays mit Fotos und Zeitungsausschnitten optisch recht behäbig findet. Auch scheint ihm eine Spur digitaler Zeitbezug abzugehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.08.2008

Großes Anliegen, kleine Geste. Tobias Döring schätzt an diesem Essay von Sara Danius und Hanns Zischler die spielerische Lockerheit, mit der die Autoren einen kulturhistorischen Zugang zu Joyce und seinem "Ulysses" "radikalisieren". Als Urbarmacher des Vermischten, des Nebensächlichen sieht Döring den großen Modernen und sein Hauptwerk hier dargestellt, als "Feier des Alltäglichen" und "moderne Kontingenzprosa". Die Fährten, die Danius und Zischler zu diesem Zweck lesen, Joyces Aufenthalt im italienischen Pola etwa, findet Döring erstaunlich, weil bisher quasi unbeachtet. Was ihn jedoch wesentlich überzeugt an dieser Arbeit, ist und bleibt, abgesehen von der auch Döring ansprechenden Aufmachung, den Abbildungen und Zeitungsausschnitten, der Umstand, dass sie ohne den "grimmigen Ton der Medientheorie" auskommt und trotz Fußnoten den "Geist der Sache" übernimmt, schweift und vermischt, pointiert und verschlingt. Döring beschert das neue Lust auf Joyce und auf Zeitungslektüre gleichermaßen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.06.2008

Den "Ulysses" aus der massenmedialen Form der vermischten Nachrichten abzuleiten geht für Steffen Martus in Ordnung. Solange er den Ausführungen der beiden Autoren Sara Danius und Hanns Zischler wie ein schweifender Zeitungsleser folgt, fühlt sich das geistreich und gut geschrieben an. Bloß lieber nicht genauer wissen wollen, rät er allerdings, wie das alles zusammenhängt, was sich hinter den monokausalen Folgerungen verbirgt und wie die historischen Einzelheiten wirklich aussehen hinter den "starken Thesen" und "harten Schnitten". Gestählt durch die tägliche Zeitungslektüre jedoch erweist sich der Rezensent als passender Leser und die Lektüre wird ihm durchaus zum Gewinn.
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