Dominique Lapierre, Javier Moro

Fünf nach zwölf in Bhopal

Die größte Giftgaskatastrophe unserer Zeit
Cover: Fünf nach zwölf in Bhopal
Europa Verlag, Hamburg 2004
ISBN 9783203795089
Gebunden, 400 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Sabine Grimm. Null Uhr fünf in der Nacht vom zweiten auf den dritten Dezember 1984. Eine tödliche Giftgaswolke entweicht aus einer amerikanischen Pestizidfabrik, gebaut im Herzen der alten indischen Stadt Bhopal. Sie fordert zwischen 16 000 und 30 000 Tote und 500 000 Verletzte und löst damit die verheerendste Industriekatastrophe der Geschichte aus. Dieses Buch erzählt das beklemmende menschliche und technologische Abenteuer, das zu der Tragödie führte. Eine Familie indischer Bauern, die verheerende Blattlausschwärme von ihrem Grund und Boden vertrieben haben - drei Insektenforscher aus New York, die ein Wunderpestizid erfinden - ein Chemiegigant, der dessen Produktion ermöglicht, indem er ein tödliches Gas entwickelt - junge Ingenieure aus dem Westen, die entschlossen sind, die dritte Welt von ihren Hungersnöten zu erlösen - eine Industrieanlage, "harmlos wie eine Schokoladenfabrik" - die Feste und Freuden der Verdammten eines Elendsviertels - Eunuchen und Prinzessinnen, die Ingenieure aus Amerika verzaubern - ein nach Gedichten verrückter Arbeiter, der die Katastrophe auslöst - heldenhafte Ärzte, die sterben, weil sie die Opfer von Mund zu Mund beatmen - eine frisch verheiratete Frau, die den Flammen des Scheiterhaufens entrinnt, weil sie ein kleines Kreuz um den Hals trägt ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.12.2004

Rudolf Walther ist enttäuscht. Obwohl Dominique Lapierre und Javier Moro die Geschichte eines der schrecklichsten Chemieunfälle der Welt, der sich vor 20 Jahren im indischen Bophal ereignete, faktenreich und übersichtlich nacherzählen, ist er mit der "narrativen Dekoration", mit der die Autoren ihren Bericht dramaturgisch aufmöbeln, ganz und gar nicht einverstanden. Mit ihren gewollt authentischen Berichten vom elenden Leben und Sterben der schätzungsweise 30.000 indischen Bauern, die durch die hochgiftige Gaswolke einer des amerikanischen Chemiekonzerns Union Carbide getötet wurden, lenkten die Verfasser nur vom "kriminellen Kern" der Katastrophe ab. Dabei gäbe es viel an der Geschichte aufzuarbeiten: Warren Woomer, der ehemalige Direktor der "Todesfabrik", wird nach wie vor international gesucht. Rund 200.000 Menschen leiden bis heute an den Spätfolgen der Havarie, wie viele von ihnen tatsächlich entschädigt wurden, bleibt unklar. Trotzdem kam es nie zu einer Gerichtsverhandlung. Walther wäre es lieber gewesen, man hätte diese Fakten für sich sprechen lassen und nicht durch "billige Verkaufstricks", wie dem nachträglich vom Verlag getexteten Untertitel "größte Giftgaskatastrophe aller Zeiten" verflacht.