Oskar Ansull (Hg.), Carlo Emilio Gadda, Bonaventura Tecchi

Die Baracke der Dichter

Carlo Emilio Gadda und Bonaventura Tecchi im Celle-Lager 1918. Texte aus der Kriegsgefangenschaft
Cover: Die Baracke der Dichter
zu Klampen Verlag, Springe 2014
ISBN 9783866744011
Gebunden, 293 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Ragni Maria Gschwend und Ulrike Stopfel. Mit Zeichnungen von Francesco Nonni. Im Jahre 1918 begegneten sich nördlich von Hannover, im berüchtigten "Celle Lager Scheuen" drei internierte italienische Offiziere: der Dramatiker Ugo Betti, der Schriftsteller Carlo Emilio Gadda und der Germanist Bonaventura Tecchi. Ihr leidenschaftliches Interesse für Literatur und der daraus entstehende Austausch half den drei Schicksalsgenossen, die Entbehrungen der Gefangenschaft zu überstehen. Fast 100 Jahre später liegen Gaddas Gefangenentagebuch und Tecchis Prosaporträts "Baracca 15c" nun erstmals auf Deutsch vor und dokumentieren die Zeit dieser Lagerhaft, die ihre Biografien entscheidend geprägt hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.05.2015

Gut, dass es diese Texte gibt, meint Lothar Müller über die Aufzeichnungen, die der Schriftsteller Carlo Emilio Gadda und der spätere Germanist Bonaventura Tecchi in ihrer Lagerhaft nach dem Ersten Weltkrieg anfertigten. Für Müller ist Gaddas Tagebuch eine Quelle der Autorschaft im doppelten Sinn, als Bericht über die Erfahrung des Ursprungs seiner Autorschaft und Versuch, dafür eine Sprache zu finden. So wird für Müller die Niederlage von Caporetto, bei der Gadda in Gefangenschaft geriet, zum Schlüsselsymbol der italienischen Nachkriegskultur. Und Gadda zeigt sich ihm als verzweifelter Kriegsbegeisterter und Nationalist noch am absoluten Tiefpunkt der Hoffnung. Dass sich die Edition nicht entscheiden kann zwischen der Einordnung der Tagebücher in den italienischen Kontext und ihrer Einordnung in die Lokalgeschichte des Celle-Lagers, scheint dem Rezensenten allerdings kritikwürdig.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.04.2015

Tief beeindruckt berichtet Maike Albath von diesen im Deutschen bisher nicht vorliegenden Aufzeichnungen Gaddas aus dem Ersten Weltkrieg, die zudem noch hervorragend ediert und übersetzt seien. Sie schildert den Zusamennhang, den späten Kriegseintritt Italiens und den schrecklichen Kriegsverlauf, der auf italienischer Seite schon in den ersten Monaten Hunderttausende Menschenleben forderte. Gadda verschlug es in die Kriegsgefangenschaft nach Celle bei Hannover, ein Städtchen "in eintöniger Landschaft mit aschgrauem Himmel". Albath empfiehlt seine Tagebücher als einen packenden Einblick in das Geschehen des Ersten Weltkriegs,aber auch als eine frühen Blick in das Werk Gaddas, den sie für seine grandiosen späteren Werke überaus schätzt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.11.2014

Die von Oskar Ansull laut Dietfrid Krause-Vilmar aufgrund von vorbildlicher Recherche und in hervorragender Übersetzung erstmals auf Deutsch herausgegebenen Texte aus der Kriegsgefangenschaft im Lager Rastatt bei Celle von Carlo Emilio Gadda und Bonaventura Tecchi überzeugen den Rezensenten durch Einfühlsamkeit und eine adäquate Sprache. Dass die Geschichten von Leidensgenossen der beiden Dichter, vom Lageralltag und der eigenen Qual eindringlich, nicht in Form eines spröden Berichts, sondern als Literatur gewordene Vergangenheit erzählt werden, scheint dem Rezensenten passend. Als präzises Tagebuch (Gadda) und lebendige Porträts (Tecchi) ergeben sie zusammen für Krause-Vilmar einen beeindruckenden dokumentarischen Beitrag zur Geschichte der Kriegsgefangenenlager im Ersten Weltkrieg wie zur Regionalgeschichte.