Tuvia Tenenbom

Allein unter Briten

Eine Entdeckungsreise
Cover: Allein unter Briten
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518469996
Gebunden, 497 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Als Dramatiker und Gründer des Jewish Theater of New York wusste Tuvia Tenebom schon immer gutes Theater zu schätzen. Und wo kommen die besten Stücke zur Aufführung? In Großbritannien natürlich! Grund genug also, der Insel mal wieder einen Besuch abzustatten, zumal in einer Zeit, in der das große Brexit-Schauspiel über die Bühne geht. Ist es eine Komödie? Ist es eine Tragödie? Oder schlicht absurdes Theater?, wollte er von den Briten wissen. Das war zumindest der Plan. Aber: Der Mensch denkt, und Gott lacht, wie es so schön heißt. Denn seine Reise - die ihn über viele Monate durch das Vereinigte Königreich führte und während der er in Winston Churchills Zimmer ein Nickerchen machte, mit Jeremy Corbyn Katz und Maus spielte, mit Nigel Farage verbotenen Tabak rauchte, ein Monster verspeiste und einem Geist nachstellte - gestaltete sich ganz anders als angenommen. Die meisten Inselbewohner wollten nämlich mit ihm nur bedingt über den Brexit sprechen, dafür redeten sie bereitwillig über andere Themen - Themen, die ihnen am Herzen lagen, wie der allgegenwärtige Antisemitismus. Die Gespräche, die Tuvia Tenenbom mit Lords und Ladies führte, mit Politprofis und Pub-Philosophen, Wohlhabenden und Habenichtsen, Geistesgrößen und Geistlichen, mit Gangstern und Beauty Queens, mit Antisemiten und Palästina-Romantikern u.v.m., zeichnen nicht nur ein erhellendes Stimmungsbild der englischen Gesellschaft, sondern zeigen auch, dass sie zutiefst gespalten ist und erbittert um ihre Identität und ihre Zukunft kämpft.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 05.05.2020

Auf Erklärungen soll der Leser nicht warten, rät Sigrid Brinkmann. Tuvia Teneboms Taktik beim Pulsfühlen der Inselbewohner ist die des suchenden, auf Intuition setzenden Reporters, erklärt sie selbst. Effizient ist der Autor laut Brinkmann dennoch, wenn es darum geht, soziale Gefälle und die Launen und Ängste von Taxifahrern, Labour-Politikern, Klerikern, Klempnern oder der Juden im Land zu erkunden. Die Themen Brexit, Fußball, Religion, Gender im Jahr 2018/19, die Konflikte und Widersprüche der Insulaner kommen dabei für Brinkmann auf den Tisch.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.03.2020

Rezensent Christopher Wimmer ist ein echter Fan von Tuvia Tenenbom, der sich mit Sinn für Alltagskomik und Skurrilität, wie Wimmer findet, ein Land nach dem anderen vorknöpfe, um es in seinen Selbstlügen und Widersprüchen zu entlarven. Diesmal geht es den Briten an den Kragen, freut sich Wimmer: Tenenbom konzentriert sich auf die Themen Armut und Antisemitismus und wird dabei in London ausgesprochen fündig, erklärt Wimmer, der sich am Ende aber doch an den ewigen Nörgeleien des Autors stört. Auch wie Tenenbom sein Gegenüber bloßstellt, missbehagt dem Rezensenten.