Carola Dietze

Die Erfindung des Terrorismus in Europa, Russland und den USA 1858-1866

Cover: Die Erfindung des Terrorismus in Europa, Russland und den USA 1858-1866
Hamburger Edition, Hamburg 2016
ISBN 9783868542998
Gebunden, 752 Seiten, 42,00 EUR

Klappentext

Genau wie die Dampfmaschine ist der Terrorismus eine Erfindung der europäisch-amerikanischen Welt des 19. Jahrhunderts. Dieses Buch benennt die Erfinder und beschreibt die Wechselwirkung zwischen Tat, Politik und medialer Öffentlichkeit. Anders als in den letzten Jahren oft suggeriert, ist Terrorismus ein Produkt der Moderne: Die Taktik des Terrorismus entstand im Anschluss an die großen Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts mit der Entwicklung von Massenmedien und Öffentlichkeit. Carola Dietze identifiziert fünf Erfinder des Terrorismus. Sie schildert anschaulich deren politische Verortung und lebensgeschichtlichen Weg, der zu den terroristischen Taten geführt hat. Der Italiener Felice Orsini verübte im Zuge seines Kampfes für die italienische Einheit und Demokratie 1858 ein Bombenattentat auf den französischen Kaiser Napoleon III., das in ganz Europa und den USA eine Sensation war. In den USA verfolgte John Brown, der für die Emanzipation der Sklaven kämpfte, die Berichterstattung über Orsinis Gewalttat und übernahm die Taktik. Sein Überfall auf Harpers Ferry 1859 markiert den Entstehungsmoment des Terrorismus. In Deutschland versuchte Oskar Becker mit einem Attentat auf Wilhelm I., die Tat Orsinis nachzuahmen. John Wilkes Booth und Dmitrij Karakozov orientierten sich bei ihren Anschlägen auf Präsident Abraham Lincoln und Zar Aleksandr II. 1866 dagegen primär an John Brown.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.12.2016

Rezensentin Lea Halter lobt Carola Dietzes Buch als Definitions- und Eingrenzungsarbeit zum Begriff Terrorismus. Wenn die Autorin den Terror als Ergebnis eines Lernprozesses in den Jahren 1858 bis 1866, zwischen dem Attentat auf Napoleon III. und dem auf Zar Alexander II., ausweist und die nötigen Zutaten des Terrors skizziert: Spektakuläre Gewalt und mediale Transzendierung des Ereignisses zur kollektiven Erschütterung, findet Halter das unterhaltsam und erhellend, nicht zuletzt, da die Autorin ihre Arbeit mit einer minuziösen Einleitung und der Diskussion der Forschungsliteratur erdet, wie sie schreibt. Über die zeitliche Einordnung der Erfindung des Terrors lässt sich laut Rezensentin jedoch weiterhin streiten.