Burkhard Spinnen

Und alles ohne Liebe

Theodor Fontanes zeitlose Heldinnen
Cover: Und alles ohne Liebe
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783895610486
Gebunden, 112 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Frage: Ist Theodor Fontane ein verstaubter Schulbuchklassiker? Antwort: Mitnichten! Mit 'Und alles ohne Liebe' unternimmt Burkhard Spinnen eine gleichermaßen respektvolle wie radikale Lesereise durch Fontanes Werk. Spinnen liest die acht 'Berliner Romane' ohne jedes Interesse an historischem Kostüm oder Lokalkolorit, so als spielten sie nicht im Wilhelminischen Deutschland des 19. Jahrhunderts, sondern in einem zeitlosen Hier und Jetzt. Dabei treten Konstellationen hervor, die immer noch aktuell sind oder es jetzt gerade wieder werden. Ganz unverstellt fällt der Blick auf das zeitlose Streben der Figuren nach Selbstbestimmung und Glück.' Und alles ohne Liebe' arrangiert die Figuren der Fontane'schen Gesellschaftsromane zu einer literarischen Familienaufstellung. Die reicht von den unbeweglichen Schwestern Poggenpuhl über die ewig kindliche Effi und die sich bescheidende Lene hin zu Mathilde Möhring, die sich auf eigene Füße stellt. Burkhard Spinnen zeigt so den inneren Zusammenhalt des Werkes und die Aktualität des vermeintlichen Schulbuchklassikers.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 30.12.2019

Rezensentin Ursula März stellt zum zweihundertsten Geburtstag Theodor Fontanes drei Neuerscheinungen vor, die sie aus dem schieren Überangebot herausgefischt hat - mit Blick auch auf Portemonnaie und Lesezeit ihrer Zuhörer, aber vor allem mit Blick auf die "Gegenwärtigkeit" Fontanes. Biedermeierlich sind der Autor und seine Heldinnen in diesen drei lesenswerten Büchern von Iwan-Michelangelo D'Aprile, Hanjo Kesting und Burkhard Spinnen jedenfalls nicht, versichert sie, sondern polyglott und als Kämpfer mit Problemen im "Frühstadium unserer Zeit". Burkhard Spinnen widmet sich in seinem Buch Fontanes "zeitlosen Heldinnen". Er sieht sie nicht einfach als Opfer ihrer Zeit, erkennt März zustimmend, als tragische Figuren einer repressiven Gesellschaft. Er nimmt sie ernst, sieht in Effi Briest etwa auch eine Frau, die nicht erwachsen werden will. Für Spinnen erkundet Fontane in seinen Büchern vielmehr, die Emanzipations- und Erkenntnisstufen, auf der seine Protagonistinnen gerade stehen. Auch hier sieht März durchaus Parallelen zu heutigen Diskussionen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 27.12.2019

Für Rezensentin Ursula März ist Burkhard Spinnens schmaler Band über die Frauen im Spätwerk Theodor Fontanes die "Überraschung" unter den zahlreichen Neuerscheinungen im Fontane-Jahr 2019. Als Einführung in Fontanes Werk biete sich der Essay an, empfiehlt die Kritikerin, die hier neben Jenny Treibel, Mathilde Möhring und anderen vor allem Effi Briest begegnet: Wie in einer "Familienaufstellung" ordne Spinnen die Frauen nach dem Grad ihrer Emanzipiertheit an, erklärt März. Ein brillant geschriebenes "Musterbeispiel philologischer Lebendigkeit", schließt sie.