Reinhold Batberger

Blutvergiftung

Erzählungen
Cover: Blutvergiftung
Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2004
ISBN 9783518123720
Kartoniert, 221 Seiten, 10,00 EUR

Klappentext

Blutvergiftung, der neue Prosaband von Reinhold Batberger, versammelt zwölf Erzählungen, die auf untergründige Weise miteinander verbunden sind. Zwielichtige Gestalten streiten sich da über die Entstehung der Welt, die Geschichte des Geistes und den Fortpflanzungstrieb von Kakerlaken. Andere verkaufen ihre Augen, stellen einer Herrin nervtötende Fragen und führen für ihren Wohltäter Krieg. Alles findet in unserer Welt statt und ist so real, daß es mitunter weh tut. Haß und Zärtlichkeit, List und Ausdauer formen Batbergers Figuren mit unerbittlicher Konsequenz. Da erzählt einer Geschichten, bei denen man den Boden unter den Füßen verliert. Nur Batbergers Sprache, die steht einfach da.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.01.2005

Pia Reinacher hat sich durch Reinhold Batbergers Erzählungen gearbeitet und berichtet ächzend von ihren Mühen: Gleich zu Beginn der ersten Geschichte wird das große Ganze angekündigt und mit einem gewollten, aber nicht gekonnten "Plauderton" kombiniert. Die Ernsthaftigkeit des Anliegens soll dadurch nicht etwa ironisch gebrochen, sondern exzentrisch in Form gebracht werden. Das macht weder Sinn noch Unsinn, meint Reinacher, sondern es ist nur "prätentiös". Immerhin hält sie dem Autor zugute, dass er stellenweise seine Fähigkeit unter Beweis stellt, "mit dem Spiel von Wörtern, Klängen, Assoziationen und Bedeutungen ohne viel Aufhebens einen Erzählraum zu schaffen" - doch insgesamt hat sie den Eindruck, dass hier einer "literarische Eigenwilligkeit mit spleeniger Beliebigkeit" verwechselt hat.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.07.2004

Dorothea Dieckmann lobt zunächst den Verlag für die Veröffentlichung dieses Erzählbandes von Reinold Bathberger, dessen "insistente wie abweisende Stimme" nur einer kleinen, treuen Anhängerschar bekannt ist, wie sie betont. Wie schon in den anderen Romanen und Erzählungen des Autors sind die Protagonisten dieser Erzählungen "heimatlose, verwahrloste, ichlose" Gestalten, die ihrer Sinne und ihrer Fähigkeit zur Sinnstiftung gleichermaßen verlustig gegangen sind, fasst Dieckmann zusammen. Die Erzählungen bieten "vollkommen utopieresistente Apokalypse", die, wiewohl sie durchaus an Samuel Becketts Stücke erinnern, durchaus "szenen-, bilder- und wortreich" gestaltet sind, findet die Rezensentin, die die "böse Lust" und den "Ernst, der immer wieder in kalte Satire umschlägt", hervorhebt. Manchmal allerdings erinnern die Erzählungen dann doch allzu sehr an das "konventionelle Schauerrepertoire", kritisiert Dieckmann, beispielsweise wenn die Freundin eines begeisterten Judokämpfers ein Rezept für Sashimi aus seinem "lebendigen Fleisch" erfindet. Hier wird der "Wahn denn doch putzig, die Groteske berechenbar", moniert die Rezensentin. "Brillant" dagegen bleibt für Dieckmann die bereits 1995 separat publizierte Erzählung "Pirckheimers Fall", die sie als "souveräne und vieldeutige Künstlernovelle" rühmt.
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