Martin H. Geyer

Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit

Oder: Wer war Julius Barmat?
Cover: Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit
Hamburger Edition, Hamburg 2018
ISBN 9783868543193
Gebunden, 592 Seiten, 40,00 EUR

Klappentext

Wer war dieser Julius Barmat, der am Silvestertag 1924 im noblen Schwanenwerder bei Berlin verhaftet wurde? Ein begnadeter Unternehmer, der während der englischen Blockade maßgeblich zur Lebensmittelversorgung in Deutschland beitrug, dessen Industriekonzern aber im Zuge der Währungsstabilisierung scheiterte? Oder ein betrügerischer, korrupter, "ostjüdischer" Kriegs- und Inflationsgewinnler? War er ein Agent des Kaiserreichs oder ein opportunistischer Sozialdemokrat und Förderer der Zweiten Internationale? Die Verhaftung dieses Mannes löste einen der brisantesten deutschen Finanzskandale aus, der nicht nur die Justizbehörden, die Medien und Radikale beschäftigte, sondern auch Literaten und Theaterregisseure.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.07.2018

Wenn Martin H. Geyer den Fall Julius Barmat als Menetekel der Weimarer Republik seziert, lernt Werner Plumpe zwar aufgrund der Ermangelung eines aussagekräftigen Nachlasses nicht den Menschen Barmat kennen. Dessen Rolle als Projektionsfläche für alles, was der Begriff des "jüdischen Spekulanten" bedeutete, wird für Plumpe aber sehr deutlich. Die Verbindung zwischen semantischer Ausgrenzung und physischer Vernichtung der europäischen Juden kann der Autor Plumpe aufzeigen. Dass es im Buch dennoch weniger um eine Vorgeschichte des Holocaust geht als um einen Aspekt der Kulturgeschichte des Kapitalismus, die Möglichkeiten seiner Skandalisierung nämlich, begreift der Rezensent schließlich auch.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.06.2018

Etwas detailversessen, sperrig auch erscheint Rudolf Walther dieses Buch des Historikers Martin H. Geyer, der dem Leben des jüdischen Unternehmers Julius Barmat nachspürt. Barmat baute sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts dank bester Kontakte zu niederländischen und deutschen Sozialdemokraten ein gigantischen Firmenimperium auf, das international sehr lukrativ, aber politisch und moralisch fragwürdig agierte, wie Walther nur andeutet. 1924 brach das Konglomerat zusammen, der schillernde Barmat wurde verhaftet und die antisemitischen Gruppen der Weimarer Republik schossen sich auf ihn ein. Auch wenn Vieles im Unklaren bleibe, lernt Walther in diesem unbequemen Buch, wie über einen Korruptionsskandal hinaus Diffamierungen und Verschwörungstheorien die Republik an den Abgrund brachten.
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