Wilhelm von Boddien

Abenteuer Berliner Schloss

Erinnerungen eines Idealisten
Cover: Abenteuer Berliner Schloss
Wasmuth und Zohlen, Berlin 2022
ISBN 9783803023704
Gebunden, 192 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Kein Bauprojekt in Deutschland war nach dem Mauerfall heftiger umstritten als die Rekonstruktion des Berliner Schlosses. Der Grund dafür lag nicht nur an der prominenten Lage in der Mitte Berlins, wo der Palast der Republik als Zeugnis der DDR ab 1976 den Platz des Schlosses eingenommen hatte. Vielmehr erschien der Wiederaufbau weiten Teilen der wiedervereinigten deutschen Gesellschaft auch als äußerst anachronistisch. Erst die fulminante Inszenierung der simulierten Fassade ließ die Sympathie für das Projekt steigen und überzeugte sogar hart gesottene linke der 68er-Generation von dessen Gewinn für den Berliner Stadtraum. Mit Humor und manchmal Sarkasmus, mit Ironie und manchmal Schärfe, mit wachen Anekdoten und manchmal fast enzyklopädischem Gedächtnis schildert Wilhelm von Boddien aus seiner persönlichen Sicht das Engagement und den Einsatz, die immense Anstrengung und überraschende Resonanz, die sein 30-jähriges Eintreten für das größte Kulturprojekt Deutschlands nach dem Mauerfall begleiteten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.11.2022

Rezensent Michael Mönninger verfolgt beglückt, wie der Hamburger Kaufmann Wilhelm von Boddien von seinem Lebensprojekt, dem Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses, erzählt. Er stapft mit Boddien nach dem Mauerfall über alte DDR-Deponien, um Reste des gesprengten Schlosses aufzufinden, bearbeitet Stadt- und Bundespolitik, um für den Wiederaufbau zu werben, und bewundert die Fassadensimulation, die eine französische Theaterdekorateurin für die Spreeinsel  anfertigte. Mönniger ist auch ganz auf Boddiens Seite, wenn die Schloss-Gegner das Projekt zu verhindern versuchen. Das viele Namedropping verzeiht er dem Autor als Ausdruck seines Sendungsbewusstseins.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.11.2022

Rezensentin Susanne Messmer braucht nur wenige Worte, um Wilhelm von Boddiens Memoiren zu zerlegen. Was Boddien antrieb, das Berliner Stadtschloss zu realisieren, erfährt sie hier kaum, dafür gibt's seitenweise Eigenlob: Boddien brauchte etwa "die Geschmeidigkeit einer Katze" und den "Biss eines Terriers", liest sie. Eine Pressekonferenz im Jahr 1992, bei der ein Journalist daran erinnerte, das im Preußenschloss der Erste Weltkrieg erklärt worden sei, dessen Folgen die Diktaturen Hitlers und Stalins gewesen seien, war für Boddien die Initialzündung für das Projekt, erfährt Messmer außerdem. Und wenn Boddien schließlich den umstrittenen Kuppelspruch damit verteidigt, das "wir Deutschen" uns "auf unsere großen Traditionen" besinnen sollten, kann die Kritikerin beim besten Willen nicht verstehen, weshalb sich der Autor wenige Zeilen später darüber beschwert, dass er schon als Reaktionär bezeichnet worden sei.