Alissa Walser

Am Anfang war die Nacht Musik

Roman
Cover: Am Anfang war die Nacht Musik
Piper Verlag, München 2010
ISBN 9783492053617
Gebunden, 252 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Als Franz Anton Mesmer das blinde Mädchen in sein magnetisches Spital aufnimmt, ist sie zuvor von unzähligen Ärzten beinahe zu Tode kuriert worden. Mesmer ist überzeugt, ihr endlich helfen zu können, und hofft insgeheim, durch diesen spektakulären Fall die ersehnte Anerkennung der akademischen Gesellschaften zu erlangen. Auch über ihre gemeinsame tiefe Liebe zur Musik lernen Arzt und Patientin einander verstehen, und bald gibt es erste Heilerfolge ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.02.2010

Eine Sogwirkung wie Daniel Kehlmanns "Vermessung der Welt" bescheinigt Judith von Sternburg diesem ersten Roman von Alissa Walser, auch wenn der Buchtitel nicht unbedingt auf ihre Begeisterung stößt und manche Szene in ihrem Aberwitz überladen auf sie wirkt. Doch wett machen können die kleinen Minuspunkte, wie es scheint, die Virtuosität der Sprache und ihre Überschreitung, etwa durch genialische Neologismen. Auch die Dialoge in diesem Buch über einen Mathematiker und eine blinde Pianistin, medizinische Experimente und musikalische Wunder funktionierten, wie es eben "eines Buchs über einen Magnetiseur" würdig sei, schreibt die begeisterte Kritikerin. Ein Buch auch, das "ohne Wucht von großen Dingen" erzählen würde.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.01.2010

Raffiniert komponiert findet Ina Hartwig Alissa Walsers Debütroman über einen Wiener Wunderheiler zu Mozarts Zeiten und seine blinde Patientin. Zwar kann die Kritikerin nicht sagen, was an dem Roman historisch verbürgt, was dazu erfunden oder gestaltet ist, und fragt sich auch, was diese Wahl eines historischen Stoffs wohl über unsere Gegenwart aussagen kann. Oder ob Walser es nur so halte, weil solche Bücher seit Daniel Kehlmann angesagt sind. Aber statt dezidierter zu werden, erzählt Hartwig sodann mit viel Energie die Geschichte nach, was auf einiges Lesevergnügen schließen lässt. Auch deutet sie Möglichkeiten biografischer Deutungen der Hauptfigur an. "Auffallend lebhaft" findet Hartwig jedoch besonders die Nebenfiguren gezeichnet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.01.2010

Roman Buchelis Eindruck von Alissa Walsers Roman, in dem sie das Lebensdrama des Magnetiseurs Franz Anton Mesmer erzählt, ist zwiespältig. Die Autorin stellt ihn - darin lehnt sie sich an Stefan Zweigs Mesmer-Buch "Die Heilung durch den Geist" von 1931 an - als Geistesverwandten von Freud dar, der sich jedoch nicht auf die Kraft des Unbewussten verlassen kann und deshalb an die Heilkräfte der Magneten glaubte, die er verzweifelt sicht- und messbar zu machen suchte, erklärt der Rezensent. Dieser Zwiespalt, gepaart mit der Geschichte einer erblindeten Pianistin, die gerade nicht sehen will, gibt schon genug Stoff für einen gelungenen Roman her und ist durchaus reizvoll und fesselnd, meint Bucheli. So, wie Walser einzelne Schlüsselszenen herausgreift und in prägnanter Raffung erzählt, findet der Rezensent das auch sehr überzeugend. Dafür geht sie in seinen Augen allerdings derart verschwenderisch mit Metaphern und gedrechselten Stabreimen in der Figurenrede um, dass sie das Wohlwollen Buchelis damit verspielt, und er ihr am Ende nur noch enttäuscht attestiert, dass der Roman zwar durchaus Sogwirkung hat, dafür aber sprachlich keine "innere Notwendigkeit" entwickelt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.01.2010

Der deutsche Magnetiseur Franz Anton Mesmer war eine der faszinierendsten Gestalten im Feld zwischen Wissenschaft und Übersinnlichem im Ausgang des 18. Jahrhunderts. Alissa Walser erzählt seine Geschichte, konzentriert sich dabei aber ganz auf den recht spektakulären Fall, der das Ende von Mesmers Karriere bedeutete. Ihre Eltern gaben die blinde Klavierspielerin Maria Theresia Paradis zur Heilung in seine Hände. In der Tat gewann sie kurzzeitig das Augenlicht wieder - spielte daraufhin aber nur noch schlecht Klavier -, verlor es dann erneut, woraufhin Mesmers Gegner ihn als "Scharlatan" beschimpften und aus Wien, der Stadt seiner Erfolge, vertrieben. In sehr kurzen Sätzen und literarisch ambitionierter als Daniel Kehlmann in der "Vermessung der Welt", erzählt, so die Rezensentin Sandra Kegel, Alissa Walser ihre Geschichte im Hin und Her zwischen den Perspektiven von Mesmer und Paradis. Sehr "anziehend" findet Kegel die "Kargheit" der Sprache und "fesselnd" das Romandebüt der Autorin als Ganzes.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.01.2010

Etwas gedämpft fällt das Urteil des Rezensenten Helmut Böttiger über diesen ersten Roman der Künstlerin und Schriftstellerin Alissa Walser aus. Sie erzählt darin vom "Fluidum"-Heiler Franz Anton Mesmer, konzentriert auf seine erst gelungene, dann gescheiterte Heilung der blinden Pianistin Maria Theresia Paradis. Als zentrales Interesse der Autorin macht Böttinger ihre These aus, Mesmer als Vorläufer späterer Psychotherapien zu begreifen. Gegen die These selbst hat er wenig einzuwenden, auch nicht dagegen, dass sie ihren Helden zum eigensinnigen "Einzelkämpfer" stilisiert. Allerdings findet er Walsers Versuch, das ganze in einer Sprache der "knappen, präzisen Beobachtungen" zu fassen zu bekommen, manchmal etwas "prätentiös". Andererseits lobt Böttiger aber ausdrücklich, dass Walser mit ihrem Werk über die bloße "Post-Kehlmann-Etüde" hinausgelangt.
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