Steffen Kopetzky

Propaganda

Roman
Cover: Propaganda
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783737100649
Gebunden, 496 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

John Glueck ist im Krieg. Tief in Deutschland, im dunklen Hürtgenwald in der Eifel, 1944. Vor kurzem noch war er Student in New York, voller Liebe zur deutschen Kultur seiner Vorfahren; dann, als Offizier bei Sykewar, der Propaganda-Abteilung der US-Army, traf Glueck in Frankreich sein Idol Ernest Hemingway. Für ihn zieht Glueck in den scheinbar unbedeutenden, doch von der Wehrmacht eisern verteidigten Hürtgenwald bei Aachen. Er entdeckt das Geheimnis des Waldes, als eine der größten Katastrophen des Zweiten Weltkriegs beginnt: die "Allerseelenschlacht" mit über 15 000 Toten. Was kann John Glueck noch retten? Sein Kamerad Van, der waldkundige Seneca-Indianer? Seine halsbrecherischen Deutschkenntnisse? Ein Wunder? Niemand trat unverändert wieder aus dem "Blutwald" heraus, den die Ignoranz der Generäle zu einem Menetekel auch folgender Kriege machte. Zwanzig Jahre später, in Vietnam, erfährt John Glueck: Die Politik ist zynisch und verlogen wie eh und je. Er wird handeln, und sein Weg führt von der vergessenen Waldschlacht direkt zu den Pentagon-Papers. Steffen Kopetzkys Roman spannt einen gewaltigen Bogen vom Zweiten Weltkrieg bis hin zu Vietnam. Er erzählt von Krieg und Lüge, und von einem Mann, der alle falsche Wahrheit hinter sich lässt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.12.2019

Jens Uthoff empfiehlt Steffen Kopetzkys Roman als packende Lektüre. Einziger Mangel laut Uthoff: Der Autor will zuviel. Nicht genug, dass Kopetzky ein Kriegsgemälde aus der Schlacht im Hürtgenwald liefert, Salinger, Hemingway, Bukowski und den Wehrmachtsarzt Günther Süttgen auftreten lässt und seinen Protagonisten, einen US-Spezialisten für psychologische Kriegsführung, über das Schreiben über den Krieg sinnieren lässt, er schachtelt auch noch Zeitebenen ineinander, die den Leser von 1945 in die Zeit des Vietnamkrieges katapultiert und den Helden sich zum Whistleblower wandeln lässt, erklärt Uthoff. Für den Rezensenten dennoch ein historischer Roman der besonderen Art.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.11.2019

Rainer Moritz lernt einiges über die Wirkung von Propaganda mit Steffen Kopetzkys Roman. Dass sich der Autor mit seiner die Zeit zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Absturz der USA in Vietnam umspannenden Geschichte um einen in der Propagandaabteilung der US-Army tätigen Offizier mit deutschen Wurzeln eine Menge vornimmt, stellt Moritz mit Respekt fest. Wie genau Kopetzky seinen Stoff recherchiert, wie sinnlich opulent und dramaturgisch raffiniert er sein Panorama entfaltet, hat Moritz beeindruckt. Von postmoderner Ironie über reiche Bezüge zu Film und Literatur bis zur Spannung eines Pageturners verfügt der Text laut Moritz über nahezu alles, was ein toller Roman braucht.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 11.11.2019

Tobias Lehmkuhl schätzt Steffen Kopetzkys neues Buch für eine gut funktionierende teilweise märchenhafte Story, die sowohl beinharte Fakten über den Zweiten Weltkrieg als auch Zutaten eines Abenteuerromans auf gekonnte Weise verarbeitet. Dass Kopetzky seine Geschichte eines deutsch-amerikanischen Literaten, Propagandaoffiziers und frühen Whistleblowers, der sich 1971 unter anderem an die Schlacht im Hürtgenwald erinnert, zudem sprachlich brillant, formal kühn, pointensicher und historisch trittfest erzählt, genügt Lehmkuhl, um uns das Buch zur Lektüre zu ans Herz zu legen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.11.2019

Felix Stephan hält Steffen Kopetzkys Roman für ein revisionistisches Stück Literatur. Die Vorstellung von der Wehrmacht als anständiges, traditionsreiches Unternehmen, wie sie der Held im Buch vermittelt, und die daran anschließende Vorstellung einer amerikanischen Propaganda, die solche Ideen bis heute vereitelt, stoßen dem Rezensenten beim Lesen bitter auf, weil sie für ihn den Gedanken beinhalten, dass die deutsche Scheu vor dem Stolz auf die Wehrmacht mehr mit Propaganda zu tun hat als mit Abscheu angesichts von Massenmord und Rassenhygiene. Die Verbrechen der Wehrmacht mit denen der USA in Vietnam zu parallelisieren, wie es der Text laut Stephan macht, findet der Rezensent gleichfalls problematisch.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.10.2019

Rainer Moritz trifft Steffen Kopetzky in Bestform in diesem Roman, der den Zweiten Weltkrieg und den Skandal um die Pentagon-Papiere anhand der Figur eines angeklagten Offiziers mit der Niederlage der USA in Vietnam verbindet. Kühn scheint ihm, wie der Autor sein breites Panorama entfaltet, historische neben fiktive Gestalten stellt und sinnlich, spannungsgeladen und ironisch, mit allerhand Referenzen an Film und Literatur erzählt. Das Wesen von Propaganda erhellt der Text dem Rezensenten auf gekonnte, höchst unterhaltsame Weise.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.09.2019

Brillant findet Rezensent Andreas Förster Steffen Kopetzkys neues Buch. Dass er es als großen amerikanischen Roman bezeichnet, liegt für ihn einmal an einer Forrest Gump ähnlichen Hauptfigur. Dessen Geschichte als US-Soldat in Deutschland und Vietnam und als mit Salinger und Hemingway saufender Schriftsteller-Anwärter verknüpft der Autor laut Förster raffiniert mit Weltgeschichte. Genauso gut gefällt ihm Kopetzkys geschickte, Fakt und Fiktion verbindende, von Gedankenschwere freie Erzählweise. Dahinter, so Förster, verbirgt sich ein ernstes Thema. Das Grauen des Krieges nämlich. Die Verlogenheit der politischen Kriegstreiber, so erklärt der Rezensent, vermittelt der Autor auf kluge, witzige, lehrreiche und unterhaltende Weise.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.08.2019

Cornelius Dieckmann verzeiht Steffen Kopetzky das namedropping und erfreut sich am Erzählgeist des Autors. Wie Kopetzky seinen Protagonisten, der als amerikanischer Germanist und Kriegskorrespondent mit Bukowski und "Hem" auf Du ist, mit der Army gegen Hitler kämpfen und ihn in einem zweiten Erzählstrang in den siebziger Jahren zum Whistleblower gegen die eigene Regierung und den Vietnam-Wahnsinn werden lässt, findet Dieckmann unterhaltsam und überraschend lehrreich insofern, als der Autor Berührungspunkte zwischen Deutschland und den USA sichtbar macht, etwa, wenn er über die alten Verbindungen zwischen Monsanto und der Bayer AG schreibt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.08.2019

Rezensent Christoph Schröder scheint begeistert zu sein von Steffen Kopetzkys neuem Roman. Wie der Autor Fakten und Fiktion handhabt, eine Schröder an Forrest Gump erinnernde Hauptfigur erst in Missouri in den Knast schickt und dann in der Rückschau allerhand geschichtliche Ereignisse, wie die Schlacht im Hürtgenwald in der Eifel, durchleben und berühmte Figuren treffen lässt, findet Schröder "pynchonhaft" komisch und allumfassend. Darüber hinaus findet er den Roman glänzend geschrieben, kompositorisch geschickt und, last but not least, sehr unterhaltsam.