Vittorio Magnago Lampugnani

Bedeutsame Belanglosigkeiten

Kleine Dinge im Stadtraum
Cover: Bedeutsame Belanglosigkeiten
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783803136879
Kartoniert, 192 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Woran erkennt man auf dem Bild einer Straße, um welche Stadt es sich handelt, auch wenn kein bekanntes Wahrzeichen zu sehen ist?An den kleinen, aber charakteristischen Objekten des Stadtraums: den Brunnen (Berliner Pumpen, Züricher Gusseisenbrunnen, Pariser Wallace Brunnen), den Baumscheiben, Pollern, Stadtmöbeln, aber auch am Belag, Trottoir oder den Kanaldeckeln. Lampugnani hat über viele Jahre die Geschichte dieser Objekte erforscht, hat 22 repräsentative herausgesucht und erzählt uns ihren Werdegang: beginnend mit ihrem ersten Auftreten (oft schon in der Antike), ihrer Vernachlässigung (meist im Mittelalter), ihrer neuen Blüte oder ihrem erstmaligen Erscheinen (in der Stadt der Neuzeit) bis hin zu ihrer Verlotterung und Verhässlichung in der Gegenwart. Oder geht ihrem kurzem Leben nach wie dem der Telefonzelle, die, kaum erfunden, schon wieder den technischen Neuerungen zum Opfer fiel. Was entsteht, sind nicht nur kenntnisreiche Einblicke in bisher unterschätzte Elemente der Stadt und amüsante Anekdoten aus der Geschichte des Städtebaus und einzelner Städte. En passant erzählt Lampugnani auch, was eine Stadt schön, individuell und unverwechselbar macht. Und was wir heute manchmal leichtfertig aufs Spiel setzen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.02.2020

Die Geschichte all jener Kleinigkeiten kennen zu lernen, die den Stadtraum auf unauffällige Weise möblieren, fand Rezensent Peter Richter bereichernd. Es geht bei Lampugnani in erster Linie um europäische Städte, deren Gewordensein der Architekturhistoriker mehr in der Geschichte ihrer Straßen und ihrer Steine, ihrer Gully-Deckel und Kioske aufscheinen sieht als in ihren so genannten Sehenswürdigkeiten. Dabei erfährt der Kritiker, dass die großen Platten in der Mitte der Berliner Bürgersteige "Schweinebäuche" heißen - sie runden sich nämlich auf der Unterseite im Erdreich wie ein Bauch. Er lernt auch, weniger achtlos an den großen Wasserpumpen in alten Berliner Straßen vorbei zu gehen oder Pariser Metroeingänge anzustaunen, deren Gitter geformt sind wie Blumensträuße aus Gusseisen. Dass viele dieser kleinen Dinge langsam verschwinden, macht die Aufmerksamkeit für sie zu einem etwas melancholischen Vergnügen, findet der gerührte Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.12.2019

Alexandra Wach kann sich nicht sattsehen an den Abbildungen im Buch des Städtebautheoretikers Vittorio Magnago Lampugnani. Was da an architektonischen Nebensächlichkeiten oder auch Mikroarchitekturen von der Telefonzelle über die Wasserpumpe und den Poller bis zum "Café Achteck" aus der Versenkung auftaucht, weckt ihr Interesse. Beim nächsten Stadtbesuch in Neapel wird sie auf den von Goethe gepriesenen schwarzen Lavabodenbelag achten. Sprachlich gekonnt, wissens- und anekdotenreich, meint sie, erzählt der Autor die Geschichte solcher Details im Stadtraum und stellt ihre Bedeutung heraus. Ein "akribischer Flaneur", der zum urbanen Streunen anstiftet, so Wach.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.12.2019

Ganz hübsch findet Rezensentin Brigitte Werneburg diesen Band des Architekturkritikers Vittorio Lampugnani, der seine Aufmerksamkeit auf die Marginalien des urbanen Lebens richtet. Auch wenn er für Werneburgs Geschmack das Kokettieren mit dem Paradoxen etwas übertreibt, entdeckt sie in Lampugnanis Betrachtungen zu Ampeln, Denkmälern oder Parkbänken durchaus interessante Anregungen, vergnügliche Anekdoten und tiefer gehende Reflexionen.