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1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 09.06.2015 - TomDispatch

Unbedingt lesenswert ist Barbara Myers Reportage über den Whistleblower Anthony J. Russo. Sein Name ist heute praktisch unbekannt, dabei war er derjenige, der neben Daniel Ellsberg für die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere verantwortlich war. Russo war einer der ersten, der über systematische Folterungen der Amerikaner in Vietnam berichtete. Er war, wie auch Ellsberg, in den 60ern bei dem Think Tank RAND in Vietnam angestellt. Durch Interviews mit gefangenen Vietcongs sollte er herausfinden, wie der Feind tickt. Statt dessen lernte er von den Befragten und CIA-Mitgliedern, wie die Gefangenen gefoltert wurden: "Es ist kein Zufall, dass die Foltermethoden, die er dokumentierte, eine unglaubliche Ähnlichkeit mit jenen haben, die im Folterreport des Senats 2014 enthüllt wurden. Vietnam war der erste Testboden für das, was der Historiker Alfred McCoy als neues Paradigma in der Folterpraxis der CIA beschrieb. Die Agency hatte ein milliardenschweres Forschungsprogramm über menschliche Wahrnehmung aufgelegt, um neue Techniken zu entwickeln für den Fall, dass amerikanische Soldaten von Sowjets gefangengenommen würden. Als sie herausfand, dass eine Kombination aus Schlafentzug und "selbst zugefügten" Schmerzen ertragreicher ist als jahrhundertealte Methoden physischer Folter und bei den Testsubjekten eine psychologische Rückentwicklung auslöst, wandte die CIA die selben Techniken bei der Feindbefragung an. Obwohl sie es vor allem auf die Zerstörung der Psyche anlegte, wurde auch physische Folter benutzt. In Vietnam bedeutete das Elektroschocks, Schläge, Vergewaltigung und den Tod von Gefangenen in "pump and dump"-Prozeduren, so genannt nach dem Prozess des Auspumpens von Informationen aus den Gefangenen und anschließendem Wegklappen der Körper. Russo wurde Zeuge der Anfänge dessen, was institutionalisierte Folterpraktiken der CIA über vierzig Jahre und vier Kontinente hinweg werden sollte."