Ein neues Periodikum des Stuttgarter Stern- und Fernsehkochs
Vincent Klink. In Band 2 mit dem Schwerpunkt
"Essen in der Kunst" geht es unter anderem um Daniel Spoerris Eat-Art und Bruegels Gemälde "Schlaraffenland" . Online lesen dürfen wir eine
Abrechnung mit der Wiener Küche, die
Adolf Loos 1927 veröffentlichte. Der Skandal, der dann ausbrach, schaffte es bis in Karl Kraus'
Fackel. Zitat aus der Polemik: "Ich erkläre, daß sich die
Wiener Küche seit zweihundert Jahren nicht geändert hat. Die physische und psychische Struktur des Menschen hat eine vollkommene Umwandlung erfahren, nur in Wien kocht man noch so wie im 18. Jahrhundert. Zudem leistet der Wiener im Essen
Beispielloses. Er nimmt nicht Nahrung zu sich, um satt zu werden, sondern er
ißt, bis er platzt. In erster Linie die Mehlspeisen, wie Knödel, auf die der Wiener so stolz ist und die man in den Weststaaten überhaupt nicht kennt. Der Franzose zum Beispiel nimmt Mehl nur in Form von Brot zu sich. Die Wiener Küche hat außerdem den Kardinalfehler, daß sie die Mannigfaltigkeit des Speisezettels ablehnt. Man 'pampft' sich hier gern mit einer Speise an, steht
mittags total gebrochen vom Tisch auf und ist zu Arbeit teils ganz, teils zur Hälfte unfähig. Was mir in den Weststaaten so gefallen hat, ist die Mahlzeit mit vielen Gängen, von denen man womöglich wenig nimmt. In
Frankreich erhebt man sich vom Essen genau so
frisch und leicht, wie man sich niedergesetzt hat."