Magazinrundschau - Archiv

IndieWire

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 15.12.2015 - IndieWire


Behind-the-Scenes of 'The Revenant'. Foto c/ Emmanuel Lubezki

Gibt es das Genre das Arthouse-Blockbusters? Falls ja, hat dessen Ästhetik in den vergangenen zehn Jahren vielleicht niemand so sehr geprägt wie der mexikanische Kameramann Emmanuel Lubezki, der den schwebend-gleitenden Look der Filme von Terrence Malick, Alfonso Cuarón und Alejandro González Iñárritu erarbeitet hat. Für Iñárritus kommenden, sehr beeindruckenden Film "The Revenant", der die extremen Körpererfahrungen des Trappers Hugh Glass (gespielt von Leonardo DiCaprio, mit dem sich Wired ausführlich unterhalten hat) in einer extremen Natur schildert, hat er neuerlich die Grenzen seiner Kunst erprobt, erklärt er gegenüber Bill Desowitz: "Ohne die Kamera Alexa 65, die erste großformatige Digitalkamera, die ihm wirklich zugesagt hat, hätte Lubezki das nicht bewältigen können. ... 'In gewisser Hinsicht übersetzte diese Kamera tatsächlich das in Bilder, was ich selbst an diesen Orten erlebt und gefühlt habe. Üblicherweise blickst Du in eine Landschaft und sie ist niemals da - man schießt nur Bruchteile. Mit dieser Kamera hingegen fühlt es sich an wie ein Fenster zu dieser Welt - wegen der Größe des Sensorchips (54,12 mal 25,58mm), der Auflösung der Bilder (6560 mal 3102 Pixel) und deren Klarheit. Das war der Grund, warum wir digital statt auf Film drehen wollten. Ich wollte keinerlei Filmkorn, ich wollte nicht, dass es sich wie eine Darstellung von Glass' Erfahrungen anfühlt, sondern so, als ob man tatsächlich an seiner Seite geht. Ich wollte es körperlich erfahrbar machen, ich wollte, dass Du seinen Atem spürst und seinen Schweiß siehst und wie die Tränen aus seine Augen quellen."

Magazinrundschau vom 23.09.2014 - IndieWire

Steven Soderberghs neue Mini-Serie "The Knick" über ein Krankenhaus im New York des späten 19. Jahrhunderts beschäftigt die US-Medien auch weiter. Insbesondere Cliff Martinez" kontraintuitiv gesetzte musikalische Untermalung in Form wabernder Synthesizerflächen gibt vielen Kommentatoren Rätsel auf. Für den Englischprofessor und Experten viktorianischer Kultur Jed Mayer liegt darin gerade ein Kniff der Serie, wie er schreibt: "Zu den größten Herausforderungen dieser Serie zählt die Art und Weise, wie sie uns über das Verhältnis zwischen Vergangenheit und Gegenwart nachdenken lässt. Der Soundtrack unterstützt dies. Der Synthesizer ist selbst ein komplexer Signifikant: Im Film fand er lange Zeit Verwendung, um Zukunftsklänge und -visionen heraufzubeschwören, doch hat ihn die Assoziation mit dem Progressive Rock der 1970er Jahre und Disco eine Retro-Patina ansetzen lassen. Martinez" Soundtrack arbeitet mit dieser Disjunktion, indem er von seinem typischen Minimalismus in kühnere Gefilde abwandert, um so wechselnd die Klangflächen des Berlins der 70er Jahre und der britischen Ravekultur der 90er aufzurufen. Es sagt auch viel aus, dass eines von Martinez" typischsten Instrumenten eine geheimnisvolle Konstruktion namens "Cristal Baschet" ist, dessen Klänge sich aus vibrierenden Stangen und Fiberglas-Becken bilden. Mitte des 20. Jahrhunderts von Komponisten der Avantgarde als Instrument der Zukunft angesehen und genutzt, klingt es heute eher wie ein Relikt in einer Ausstellung aus einer schon lange verlorenen Welt. Martinez" Musik besetzt eine ähnlich aurale Zwischenposition."