Werner Heisenberg

Liebe Eltern!

Briefe aus kritischer Zeit 1918 bis 1945
Cover: Liebe Eltern!
Langen Müller Verlag, München 2003
ISBN 9783784429007
Gebunden, 400 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Anna M. Hirsch-Heisenberg. Mit 37 Fotos und Dokumenten auf Tafeln. Der Atomphysiker Werner Heisenberg, als Mitarbeiter am deutschen "Uranprojekt" im Zweiten Weltkrieg noch immer in der öffentlichen Diskussion, blieb als Privatmann bislang eine unbekannte Größe. Die hier erstmals publizierten Briefe an seine Eltern dokumentieren sein Werden als Mensch und als Wissenschaftler und sind ein lebendiges Zeugnis seiner Lebensbewältigung in kritischer Zeit. "Ich hab das Gefühl, hier noch manche Aufgabe zu haben, aber niemand von uns weiß, wie er durch das letzte und stärkste Toben des Orkans, das uns noch bevorsteht, hindurchkommen wird. Jedenfalls geb ich auch hier mein Leben gern vertrauensvoll in die Hände der höheren Macht, die es bisher geleitet hat." Werner Heisenberg an seine Mutter, 2.12.1944

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.06.2003

"Erstaunliche Bekenntnisse" hat Rezensent Ernst Peter Fischer in den Briefen gefunden, die der Physiker Werner Heisenberg zwischen 1918 und 1945 aus Göttingen und Kopenhagen an seine Eltern schrieb. So erfahre der Leser etwa, dass der "kultivierteste aller Physiker" ein leidenschaftlicher Klavierspieler gewesen sei, dem andere Dinge wichtiger sind als die Physik, "und das ist die Musik, München und die bayerischen Berge, wobei die Reihenfolge wechseln kann". Er erfahre, dass Heisenberg seine Wirkungsstätten Göttingen und Kopenhagen nicht sonderlich mochte, und dass er sich lange Zeit nach einer Frau sehnte. Vor allem beantworten laut Fischer die Briefe aber "die Frage, warum er während der schlimmen Jahre Deutschland nicht verlassen hat" und beweisen "ohne jeden Zweifel, dass Heisenberg nicht das geringste Interesse am Bau einer Atombombe hatte". Der Band zeige, so Fischer weiter, "einen trotz aller Unbilden aus vollem Herzen für sein Leben dankbaren Menschen, den neben vielen Schwächen vor allem eins charakterisiert: der Respekt vor anderen." Ein "schönes Buch" urteilt der Rezensent, bemängelt aber, dass Verlag und Herausgeberin sich mehr Mühe hätten geben können. So sei der Leser oft allein gelassen, wenn er "Abkürzungen erraten, Namen nachschlagen oder ohne Assistenz fragen muss, was Heisenberg zum Beispiel mit 'Kokain und ähnlichem Zeug' wollte."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.04.2003

Ulrich Kühne sieht die Veröffentlichung der Briefe Heisenbergs an seine Eltern als einen weiteren Versuch, der Persönlichkeit des Entdeckers der quantenmechanischen Unbestimmtheitsrelation näher zu kommen. Trotzdem erscheint ihm die Lektüre als unerlaubtes Eindringen in die "Privatsphäre", und er fragt sich, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, wenn Heisenberg das "unnahbare und notfalls auch unmenschliche Genie geblieben wäre". Bedauerlich findet der Rezensent auch, dass die Briefe nicht wirklich Genaueres und Neues über das Verhältnis Heisenbergs zum Nationalsozialismus preisgeben. In diesem Zusammenhang irritieren ihn die vielen Auslassungen in den Briefen, von denen die Herausgeberin, älteste Tochter Heisenbergs, zwar versichert, dass es sich lediglich um Unverständliches beziehungsweise Belangloses handelt, die Kühne aber dennoch stören. Sie hätten der "Forschung", gerade wegen der ungeklärten Haltung des Physikers zu den Nationalsozialisten "nicht vorenthalten werden dürfen", so der Rezensent kritisch. Das Nachwort der Herausgeberin, lobt er allerdings als "schön", auch wenn er nicht näher darauf eingeht.
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