Viktor Jerofejew

Männer

Ein Nachruf
Cover: Männer
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2000
ISBN 9783462029246
Gebunden, 191 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Beate Rausch. "Der 'Mensch von männlichem Geschlechte', wie Wladimir Dal den Mann definiert hat, begrüßt das 21. Jahrhundert mit der weißen Fahne der Kapitulation in der Hand. Das erinnert an ein Winken mit langen Unterhosen. Jubiliere, Feministin!" Eine Selbstverortung des europäischen Mannes in 37 Texten, die zwischen Essay und verschiedensten literarischen Formen changieren. Viktor Jerofejew betrachtet den Mann als Macho, Liebhaber, Ehemann, als Künstler und lächerliche Figur, er ergründet das Wunder der morgendlichen Erektion, spekuliert über die Seelenverwandtschaft von Solschenizyn und James Bond oder stellt Tschechow, der erkannt hatte, dass es doch viel bequemer sei, im Bett statt auf dem Sofa Liebe zu machen, als gefeierten Dichter des Banalen bloß - Beiträge zu einer "Selbsterkundung in anderen".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.03.2001

Wenn man einen gleichnamigen Schriftstellerkollegen hat, der zwar verstorben, aber im Gedächtnis der russischen Literaturfreunde fest verankert ist, hat man es zweifellos schwer, sich auf der literarischen Bühne einen Namen zu machen. Dies hält Ilma Rakusa dem russischen Schriftsteller Victor Jerofejew zugute. Ansonsten zeigt sie sich eher befremdet von dessen Essayband "Männer. Ein Nachruf". Alles, was der Autor über berühmte Männer, vor allem aber über sich selbst zu berichten habe, zeuge von einem "kolossal aufgeblähtem Ich". Subjektivität ist hier nichts anderes als "frivole Originalitätssucht", findet die Rezensentin. Alles spicht dafür, dass sich der auch als Kolumnenschreiber tätige Jerofejew sich in seinen Essays "dem Diktat der schnellen Affekte" ergeben hat, urteilt Rakusa abschließend.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2000

Politisch korrekte Ansichten sind von einem Autor wie Jerofejew ohnehin nicht zu erwarten, meint Klaus Sibleski in seiner Besprechung dieses 36 verschiedene Texte und Textgattungen wie Feuilletons, Prosaskizzen oder Essayistisches umfassenden Buches. Aber ganz so unbekümmert, wie er sich gebe, schiebt Siblewski hinterher, schreibe Jerofejew auch wieder nicht. Das Buch sei provozierend gemeint: nicht gegenüber Frauen, sondern den Männern gegenüber, insbesondere den russischen Männern oder noch genauer: einem bestimmten Typ, nämlich dem russischen männlichen Intellektuellen. Vor allem der ehemalige Weiberheld und Literat, der sich mit dem Kommunismus gut arrangiert hatte, bringt den Autor auf die Palme, schreibt Siblewski. In manchen seiner Texte versteige sich Jerofejew zu seltsamen Behauptungen, etwa wenn er sich als Modeautor oute, dem der Stil über alles gehe, was ihn dann über die Qualität der eigenen Texte stolpern lasse. Und dass die Amerikaner den Krieg gewonnen hätten, weil sie die schickeren Uniformen trugen, hält Siblewski gleichfalls für abwegig. Der schönste Text aber widmet sich laut Siblewski einer Birke, die Jerofejew nahe dem Polarkreis gefunden hat: ganz unmodisch sentimental und - unmännlich?
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter