Victor Klemperer

Licht und Schatten

Kinotagebuch 1929-1945
Cover: Licht und Schatten
Aufbau Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783351038328
Gebunden, 363 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Knut Elstermann. Victor Klemperers Tagebuchnotizen über seine Kinobesuche zu Beginn der Tonfilm-Ära. Von Anfang an erlebt der Cineast mit, wie die technische Neuerung 1929 in Deutschland Einzug hält. Nicht selten geht er mehrmals pro Woche ins Kino. Zunächst kritisch, lässt er sich schon bald von den neuen Möglichkeiten mitreißen. Von den Nationalsozialisten aber wird das Medium immer weiter vereinnahmt, Klemperer schließlich durch das Kinoverbot für "Nichtarier" 1938 ganz aus den Lichtspielhäusern verbannt. Doch nicht einmal das kann ihn fernhalten. Das leidenschaftliche Bekenntnis eines Kinomanen, der uns den Tonfilm als Spiegel deutscher Geschichte mit allen Licht- und Schattenseiten vorführt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.02.2021

Rezensent Cord Aschenbrenner nimmt die Kinonotate Victor Klemperers als Anreiz, sich in die Lektüre von Klemperers Tagebüchern zu vertiefen. Doch auch für sich genommen scheinen ihm Klemperers für die vorliegende Ausgabe aus den Tagebüchern herausgelöste Berichte aus der Frühzeit des Tonfilms aufschlussreich und faszinierend, vermitteln sie doch die Liebe des Autors zum Film, seinen kritischen Geist und die politische und gesellschaftliche Verfinsterung in Deutschland zwischen 1933 und 1945. Dass dem Autor Dünkel fremd ist, dass er die Nazi-Ideologie in den Ufa-Werken ausmacht und dass er auch sonst ein intensiver Beobachter war, kann Aschenbrenner anhand der bisher größtenteils unveröffentlichten Einträge feststellen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.12.2020

Rezensent Bert Rebhandl lernt mit Viktor Klemperers Tagebuchtexten über das Kino aus den Jahren 1929 bis 1945 das Kino als "reale Utopie" kennen. Dass der Autor nicht einfach Liebhaber des Kinos, sondern mit medienhistorischen wie technischen Kenntnissen gerüsteter Zeitgenosse war, macht die Lektüre der Texte für Rebhandel wertvoll. So kann Klemperer laut Rezensent die Tücken des Tonfilms erkennen, die Propagandafilme der Nazis entlarven und eine durch Haft erzwungene Kinoabstinenz dazu nutzen, Grundsätzliches über das Medium in seiner Zeit zu reflektieren. Was das Kino in existentieller Hinsicht bedeutet, davon bekommt Rebhandl hier einen Eindruck.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.11.2020

Rezensentin Eva Schlinsog ist dankbar, dass Nele Holdack und Christian Löser nun Victor Klemperers Kinotagebücher aus den Jahren 1929 bis 1945 herausgegeben haben. Die Aufzeichnungen fanden in den in den Neunzigern erschienenen Klemperer-Tagebüchern keinen Platz, weiß die Kritikerin. Nun aber liest sie mit großem Interesse nach, wie unmittelbar und mit "pointiertem Cineastenblick" Klemperer die gesehenen Filme beschrieb, "Herrin der Liebe" mit Greta Garbo oder Fritz Langs "Frau im Mond" etwa. Amüsiert folgt die Rezensentin den oft harschen Urteilen des Filmfans, bewegt erkennt sie, wie sich Klemperers Ton Anfang der Dreißiger ändert: "Scharf" und präzise skizziere der Autor, dem 1938 schließlich Kinobesuche verboten wurden, das Zeitgeschehen, so die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.11.2020

Rezensent Jens Bisky freut sich über Victor Klemperers Kinotagebücher von 1929 bis 1945. Die schwierige Zeit blitzt in ihnen laut Bisky ebenso auf wie Klemperers Genuss- und Urteilsfähigkeit, seinen Hass aufs Kino zunächst, dann seine Begeisterung, etwa für Kortners Spiel oder den amerikanischen Humor. Was Klemperer alles auf der Leinwand gesehen hat und wie er die Entwicklung der neuen Kunst sah, erlebt Bisky in "knappen Charakterisierungen", Handlungsbeschreibungen und immer wieder Vergleichen zur dramatischen Kunst sowie zeitdiagnostischen und kulturhistorischen Betrachtungen. Auch wenn die betreffenden Filme keiner mehr kennt, ist die Lektüre nie langweilig, schwört Bisky.
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