Thomas Fuchs

Verteidigung des Menschen

Grundfragen einer verkörperten Anthropologie
Cover: Verteidigung des Menschen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518299111
Gebunden, 331 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Mit den Fortschritten der künstlichen Intelligenz, der Digitalisierung der Lebenswelt und der Reduzierung des Geistes auf neuronale Prozesse erscheint der Mensch immer mehr als ein Produkt aus Daten und Algorithmen. Wir begreifen uns selbst nach dem Bild unserer Maschinen, während wir umgekehrt unsere Maschinen und unsere Gehirne zu neuen Subjekten erheben. Gegen diese Selbstverdinglichung des Menschen setzt der Philosoph und Psychiater Thomas Fuchs einen Humanismus der Verkörperung: Unsere Leiblichkeit, Lebendigkeit und verkörperte Freiheit sind die Grundlagen einer selbstbestimmten Existenz, die die neuen Technologien nur als Mittel gebraucht, statt sich ihnen zu unterwerfen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.11.2020

Rezensentin Marlen Hobrack scheint erleichtert: KI gibt es gar nicht, und kein Rechner kann den Menschen und sein Denken ersetzen. Das macht ihr der Psychiater Thomas Fuchs in seinem Buch klar. Fuchs geht es darum, die Leibhaftigkeit des Menschen hochzuhalten und gegen die Trennung von Geist und Körper und ein szientistisches Weltbild in Stellung zu bringen, erklärt Hobrack. Fuchs' ausführliche Unterscheidung von binären Rechenprozessen einerseits und der komplexen "Neuroplastizität" des menschlichen Gehirns andererseits findet die Rezensentin überzeugend.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.10.2020

Nicolas Freund liest die Aufsätze des Philosophen und Psychologen Thomas Fuchs mit Interesse. Fuchs' Einspruch gegen die Entmenschlichung des Menschen und sein Starkmachen der Lebendigkeit und der Leiblichkeit als "grundlegende Form unserer Existenz" scheinen ihm bedenkenswert. Als Grundlage für die Freund zufolge wichtige wie dringende Auseinandersetzung mit mechanistischen Weltbildern findet der Rezensent das Buch gut geeignet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 09.08.2020

Zu recht hochbeeindruckt ist Rezensent Mark Siemons von der hier vorgelegten Analyse so manchen Irrglaubens über Computer, Gehirne und Bewusstsein. Fuchs untersuche unaufgeregt die Grundannahmen derer, die meinen, Computer hätten mit Informationen zu tun (es sind algorithmische Muster) oder tendierten zu einem Bewusstsein, das uns Menschen gar beherrschen könne, sobald die gesamte Gehirnkapazität auf Maschinen übertragbar geworden sei. Dagegen hält Fuchs das Bewusstsein als Prozess, das bestehe aus, wie der Kritiker zitiert, "Wahrnehmen-von..., Sprechen-mit ..., Sich-Erinnern-an ..., Wünschen-von". Menschliches Leben, so zitiert der Rezensent noch einmal, bestehe nicht aus rein zerebraler Funktion (etwa eines schach-spielenden Computers), sondern ist "Selbstorganisation eines biologischen Systems", was man auch Verkörperung nennen kann. Fuchs argumentiert durchgehend sehr nüchtern, was den Rezensenten dazu animiert, weiter zu denken: Wären die kategorialen Irrtümer jener, die sich der Künstlichen Intelligenz verschreiben, nicht einfach nur Ausflüchte, um sich jeder Verantwortung zu entziehen?