Nayan Chanda (Hg.), Strobe Talbott

Das Zeitalter des Terrors

Amerika und die Welt nach dem 11. September
Cover: Das Zeitalter des Terrors
Propyläen Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783549071595
Gebunden, 200 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Joachim Kalka, Uso Rennert und Bernd Rullkötter. Acht führende internationale Wissenschaftler - Historiker, Politikwissenschaftler, Sicherheitsexperten, Staatsrechtler -, stellen sich den Herausforderungen, denen Amerika und die Welt nach den Anschlägen des 11. September gegenüberstehen. Sie versuchen tragfähige Konzepte zu entwickeln, wie dem internationalen Terrorismus nachhaltig begegnet werden kann. Dabei schreiben sie über die historische Dimension des Geschehens ebenso wie über die wirtschaftlichen, staatsrechtlichen, kulturellen und sicherheitspolitischen Folgen. Die acht Beiträge verstehen sich bewusst als intellektuelle Kampfansage an die Barbarei des neuen Terrorismus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.09.2002

Martin Hartmann bespricht drei Sammelbände, die sich mit den Terroranschlägen von 11. September 2001 beschäftigen und sieht sie als Repräsentanten der bereits nach einem Jahr auf Hochtouren laufenden "Theoriemaschine". In dem Sammelband "Das Zeitalter des Terrors", in dem die "amerikanische Perspektive" durchgängig bestimmend bleibt, hat er zwar in den einzelnen Aufsätzen verschiedener amerikanischer Autoren dem Anschein nach ein gehöriges Maß an Selbstkritik gefunden. Es scheint um eine "Neudefinition des nationalen amerikanischen Selbstverständnisses" zu gehen, vermutet der Rezensent zunächst. Doch soll man sich von der Kritik am "American way of life" nicht täuschen lassen, warnt er dann. Denn letztlich gehe es den Autoren vor allem darum, nach Wegen zu suchen, amerikanische Lebensart und Macht wieder sicherer zu machen und weniger darum, von alten Maßstäben abzurücken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.05.2002

Zwei Bücher über die Welt nach 9. September stellt Andreas Bock uns vor, zwei Bücher, denen eine wenig hoffnungsfrohe Perspektive gemein ist: Der Krieg wird weitergehen. Jenseits dieser Perspektive, so Bock, unterscheiden sich die beiden Bände allerdings erheblich. Während Strobe Talbott und Nayan Chanda in ihrem Sammelband über "Das Zeitalter des Terrors" (Propyläen) acht renommierte Wissenschaftler zu Wort kommen lassen, die leider die Vermutung bestätigen, "dass in den USA komplexe Erklärungsansätze derzeit keine Konjunktur haben" (so huldigen die Beiträger im wesentlichen der Macht der USA oder gar der "völligen Vernichtung" als dem einzigen Mittel gegen die Bedrohung), nähert sich Wolfgang Sofsky dem Thema mit "Zeiten des Schreckens" (Fischer) nicht über Ideologien, sondern über "das Menschliche im Tötungsakt". Die Gewalt, zitiert Bock den Autor, ergebe sich aus der spezifischen Menschlichkeit des Menschen. Und das stimmt, tatsächlich, mindestens ebenso hoffnungsfroh wie es differenziert klingt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.03.2002

Regelrecht begeistert fällt Bernd Greiners Besprechung über einen Sammelband aus, den Strobe Talbott und Nayan Chanda herausgeben haben; beide leiten ein Zentrum an der Yale-University, das die Wechselwirkungen zwischen Ökonomien, Kulturen, gesellschaftlichen und politischen Systemen untersucht. Den Band empfiehlt der Rezensent allen, die sich statt der reflektierten Analyse einem "nur notdürftig kaschierten Antiamerikanismus" verschrieben hätten. Denn in den überwiegend "brillanten" Aufsätzen der Autoren stecke viel Kenntnis und durchaus auch Selbstkritik, etwa bei Paul Kennedy, der die Auffassung vertritt, die USA müsse ihre Vorteile in der wirtschaftlichen Globalisierung mit Machtverzicht ausgleichen. Sehr ans Herz legt der Rezensent dem Leser die Beiträge über den Islam und Al-Qaida: diese machten deutlich, dass "selbst der fantasievollsten westlichen Diplomatie Grenzen gesetzt" seien.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.2002

Bis vor kurzem hielt sich Amerika, zumindest was das eigene Territorium angeht, für unverletzbar. Seit den Attentaten vom 11. September ist das anders, weshalb nun die Fachleute (Historiker, Diplomaten, Juristen, je ein Journalist und ein Molekularbiologe) aufgerufen sind, die Weltlage und die amerikanische Position neu zu erörtern. Höchst unterschiedliche Meinungen sind im vorliegenden Band versammelt, den Iring Fetscher vorstellt. Er greift vier Beiträge heraus, ohne die anderen Autoren auch nur zu erwähnen: John Lewis Gaddis habe die Versäumnisse der amerikanischen Außenpolitik seit der Zeit des Kalten Krieges rekapituliert und mahne die USA, "von ihrem Unilateralismus Abstand zu nehmen". Gaddis beklagt Fetscher zufolge, dass die USA die beginnende Demokratisierung im Iran übersehen habe. Auch Abbas Amanat von der Yale-Univesität plädiere deshalb für ein differenziertes Bild der islamischen Welt. Der englische Historiker Niall Ferguson aus Oxford dagegen vergleiche die amerikanische Lage heute mit der des viktorianischen Empires und komme zu dem Schluss, dass die Amerikaner sich fälschlicherweise von einem "Anti-Kolonialismus-Syndrom" leiten lassen würden. Ferguson plädiere, schreibt Fetscher, für einen "humanitären" Kolonialismus. Doch auch kritische Stimmen gegen eine bellizistische Rhetorik hat Fetscher in dem Sammelband gefunden.
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