Robert Gerwarth

Die Besiegten

Das blutige Erbe des Ersten Weltkriegs
Cover: Die Besiegten
Siedler Verlag, München 2017
ISBN 9783827500373
Gebunden, 480 Seiten, 29,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Alexander Weber. Die Brutalität des Ersten Weltkriegs ist in der kollektiven Erinnerung Europas fest verankert. Fast völlig vergessen ist hingegen das Leid, dass die zahlreichen (Bürger-)Kriege, Vertreibungen, Pogrome und gewaltsamen Auseinandersetzungen nach Ende des Ersten Weltkriegs über weite Teile des Kontinents brachten. Von Russland, der Ukraine und den Staaten Osteuropas, von Deutschland und Österreich bis zum Balkan und in den Mittleren Osten wurde um das Erbe der zerbrechenden Reiche gerungen und für eine neue Ordnung getötet. Die nicht enden wollenden Kämpfe der Zwischenkriegszeit, so zeigt Robert Gerwarth in seiner umfassenden Studie, kosteten nicht nur Millionen Menschenleben, sie hinterließen auch unter den Überlebenden ein explosives Erbe: schwache Staaten, traumatisierte und hasserfüllte Bevölkerungsgruppen sowie Politiker und Militärs, die nur auf die nächste Gelegenheit warteten, um Rache zu üben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.06.2017

Mit großem Interesse hat Rezensent Alexander Gallus Robert Gerwarths lehrreiches Buch über die zunehmende Gewalt nach dem Ersten Weltkrieg gelesen. Mit viel Sachkenntnis, Liebe zum Detail und Blick auf einzelne Länder kann ihm der Historiker darlegen, dass der Erste Weltkrieg zwar als Voraussetzung, keineswegs aber als Ursache für die zahlreichen blutigen Konflikte, Bürgerkriege, Morde, Vertreibungen und politischen und ethnischen "Säuberungen" in der Folgezeit erachtet werden kann. Vielmehr habe die Verknüpfung von Niederlage, Revolution, Konterrevolution und imperialem Zerfall zu einer "Eigendynamik" der Gewalt geführt, liest der Kritiker hier. Allein wie sachlich Gerwarth die zeitgenössische "übersteigerte Bolschewismusfurcht" nachzeichnet, ohne diese im Rückblick altklug zu verurteilen, ringt dem Rezensenten größte Anerkennung ab.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2017

Ignaz Miller hätte sich mehr historische Tiefenschärfe und mehr Erkenntniswert gewünscht von Robert Gerwarths Studie über das Ende des Ersten Weltkrieges und die Nachkriegsordnung. Auf die vom Autor detailgenau ausgebreiteten Gewaltexzesse der Bolschewisten und Freikorps hätte er dafür gerne verzichtet. Gut gefallen hat dem Rezensenten der Hinweis des Autors auf die Arbeit des Völkerbundes bei der Linderung des Flüchtlingselends und bei der Etablierung des Arbeitsrechts. Ferner lernt Miller, dass es Hunger und Not sind, die Aufstände und Revolutionen antreiben. Begrifflich führt ihn der Autor mitunter in die Irre, etwa, wenn er die konstitutionelle Monarchie zu definieren versucht.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.02.2017

Jens Bisky nennt Robert Gerwarths Buch ein beeindruckendes, Fragen provozierendes Werk. Es sind vor allem Fragen zur Koexistenz verschiedender Geschichtsbilder, die den Rezensenten umtreiben, und dazu, wie es nach dem Zerfall der Großreiche und dem Ende des Großen Krieges mit den Besiegten, den Konflikten um Staatenzerfall und -bildung weiterging, wie es schließlich doch so etwas wie Frieden geben konnte. Dass es dem Autor gelingt, auf gerade mal 340 Seiten ein gesamteuropäisches Panorama des Umbruchs zu zeichnen und es mit Analysen, Detailschilderungen und Porträts der Handelnden anzureichern, scheint Bisky höchst bemerkenswert.
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