Jan Assmann

Totale Religion

Ursprünge und Formen puritanischer Verschärfung
Cover: Totale Religion
Picus Verlag, Wien 2016
ISBN 9783711720450
Gebunden, 184 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Die weltweite Bedrohung durch religiös motivierten Terrorismus und Gewalt scheint größer zu sein als je zuvor. Kann es sein, dass das radikale Antlitz des Islamismus nicht so sehr die Eigenheit einer bestimmten Religion ist, sondern auf eine Gemeinsamkeit aller monotheistischen Varianten verweist? Der Ägyptologe und Kulturtheoretiker Jan Assmann geht dem möglichen Zusammenhang zwischen Gewaltbereitschaft und dem absoluten Wahrheitsanspruch der monotheistischen Religionen nach. Dabei geht es nicht um die Frage, ob der Monotheismus sich historisch mit Gewalt durchgesetzt hat, sondern erstens, warum er die Geschichte seiner Durchsetzung in den biblischen Texten in so brachialen Formen der Gewalt erinnert und dargestellt hat, und zweitens, unter welchen historischen Bedingungen diese Sprache der Gewalt in Taten umschlägt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.01.2017

Mit großem Interesse hat Dirk Pilz das neue Buch des Ägyptologen und Kulturwissenschaftlers Jan Assmann gelesen. Während der Autor in seinem epochalen Werk "Exodus" die These eines "Monotheismus der Treue" entwickelte, untersuche er daran anknüpfend nun die Tendenzen einer "totalen Religion", erklärt der Kritiker, der hier anhand der von Assmann exakt analysierten historischen Zusammenhänge lernt, wie die Idee einer "reinen" Religion entstand und dass jede monotheistische Religion diesen "Intensitätsgrad" annehmen könne. Wie der Autor Carl Schmitts Theorie des Politischen - unter Berücksichtigung dessen problematischer Rolle im NS-Regime - anwendet, findet Pilz überzeugend. Vor allem aber verdankt der Kritiker diesem Buch die Einsicht, dass sowohl in der Bibel als auch im Koran bereits Debatten zum Pluralismus angelegt sind, die als "Gegenwehr" gegen religiösen Radikalismus dienen können.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.01.2017

Rezensent Michael Stallknecht steht Jan Assmanns Revision seiner These vom potenziell gewalttätigen Monotheismus kritisch gegenüber. Assmanns Differenzierung in einen "Monotheismus der Treue" und einen "Monotheismus der Wahrheit" kann er folgen, ebenso seiner Betonung, dass Gewalt keineswegs eine notwendige Konsequenz des Monotheismus ist. Spätestens jedoch, wenn der Autor den totalitären Zug von Religion mit Carl Schmitts Totalitarismustheorie zu analysieren versucht, wird Stallknecht mulmig zumute. Die Parallele zwischen den von Assmann herangezogenen jüdischen Quellen und einem Theoreiker des Nationalsozialismus erscheint dem Rezensenten "geschmacklich fragwürdig" und argumentativ vage. Wie sich Fragen zur Gewalt in der Religion tabufrei und differenziert diskutieren lassen, kann ihn der Autor allerdings allemal lehren.
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