Ricardo Piglia

Munk

Roman
Cover: Munk
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783803132697
Gebunden, 256 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Carsten Regling. Ein literarisch bewanderter Serienkiller sprengt Universitätsprofessoren mit Briefbomben in die Luft - das FBI tappt im Dunkeln.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.07.2015

Ricardo Piglia gehört zu den ersten argentinischen Intellektuellen, deren Referenzpunkt nicht mehr  Frankreich, sondern die USA war, weiß Rezensentin Eva-Christina Meier über den Autor zu berichten und spürt allenthalben diese kulturelle und politische Neuausrichtung. Der Roman ist Campus-Novelle, Kriminalroman und Geschichte der Linken in einem, freut sich Meier: Der argentinische Literaturwissenschaftler Emilio Renzi taucht in das amerikanische Universitätsleben ein, bis eine Kollegin von ihm ermordet wird. Ein wenig irritiert ist die Rezensentin, dass Piglia - nach weiteren Morden - die Geschichte des Unabombers Ted Kaczynskis quasi eins zu eins übernimmt, zumal sich von da an das Erzähltempo ändert. Doch das ändert nichts am positiven Eindruck der Rezensentin, und sie erkennt in diesem Roman eine meisterhafte Erzählung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.05.2015

Leopold Federmair meint die Gründe zu kennen, aus denen der Argentinier Ricardo Piglia erst nach zwölf Jahren wieder einen Roman veröffentlicht hat. Der Rezensent sieht in "Munk" eine kunstvolle, teils autobiografische "Halbfiktion" um den sogenannten Unabomber Theodore Kaczynski samt postmoderner Erzählweise und attestierte dem Autor, durch die lange Pause zu mehr Lockerheit und Leichtigkeit gefunden zu haben. Dabei zeigt sich laut Federmair auch die von Piglia gewohnte Mischung: Intellektuell seien dessen Werke, hätten aber zugleich "stets etwas Volkstümliches und einen erzählerischen Drive wie die Vertreter des Hardboiled-Krimis". Besonders angetan zeigt sich der Kritiker von den inszenierten Literaturgesprächen des Romans, die für den gebildeten Leser ebenso spannend seien wie die Kriminalgeschichte. Diese Passagen seien nicht nur klug, sondern hätten auch einen befreienden Witz.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.04.2015

Gleich noch einmal lesen könnte Ralph Hammerthaler den Roman von Ricardo Piglia. Auch wenn der Autor mit seinem Text über den darin verhandelten Fall des Unabombers hinausgeht, wie Hammerthaler erläutert, auch wenn sein "romanhafter" Plot, der zuweilen eine Campusnovel ist, nicht gerade die Schärfe des Dokumentarischen befördert, wie er meint, fesselt ihn das Buch. Raffiniert genug verknüpft Piglia das atmosphärisch dicht gezeichnete Unimilieu mit der terroristischen Tat, und dass er mehr Fragen aufwirft, als Antworten gibt, scheint dem Rezensenten ein weiteres Plus des Romans zu sein.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 11.04.2015

Rezensent Richard Kämmerlings ist der Ansicht, wir läsen keine Südamerikaner mehr. Daher empfiehlt er drei Autoren aus Lateinamerika: César Aira, Alejandro Zambra und Ricardo Piglia. Letzterer ist für Kämmerlings ein hochgelehrter Autor, der in seinem neuen Roman "Munk" Campus Novel und Detektivgeschichte miteinander verbindet. Der harmlose Bericht über die Midlife-crisis eines Akademikers wird im Buch zur Jagd nach einem Serienkiller, der es auf wissenschaftliche Existenzen abgesehen hat und mit Joyce-Botschaften hantiert, erläutert Kämmerlings und staunt über die mühelose Verbindung von psychologischem Realismus, Genreplot und metafiktionalen Elementen bei Piglia.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.04.2015

Auf ihren Erwartungen diesen Roman betreffend bleibt Sylvia Staude am Ende sitzen. Ricardo Piglias auf der Biografie des "Unabombers" basierende Hauptfigur lässt sie zwar schaudern angesichts der Vermengung von Geist und Gewaltpotenzial, dass der Autor die reale Figur des Theodore Kaczynski kaum fiktionalisiert, gefällt ihr allerdings nicht. Die Thrillerseite des Textes hakt sie schnell als eher uninteressant ab und widmet sich dem Campus-Roman im Buch. Der überzeugt sie durch "messerscharfe" Beobachtungen und die Frage, was Texte verbergen und verraten können.