Nicole Krauss

Waldes Dunkel

Roman
Cover: Waldes Dunkel
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018
ISBN 9783498035761
Gebunden, 384 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Grete Osterwald. Ein vom Leben enttäuschter reicher New Yorker Anwalt und eine Schriftstellerin mit Eheproblemen machen sich auf die Suche nach dem Unbekannten in sich selbst und finden in der Wüste Israels überraschende Wege, über sich, ihre Träume und die Welt hinaus ins Unendliche zu schauen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.08.2018

Tilman Urbach braucht Zeit, um alle Bezüge zu entdecken, die Nicole Krauss in ihrem Roman anlegt. Auch wenn der Text über das angebliche Fortleben Franz Kafkas in Palästina und eine Autorin mit Schreibblockade ihm zwischen weit verzweigter Erzählhandlung, philosophischem Essay und israelischer Politikdebatte, zwischen Wirklichkeit und Fiktion zu changieren scheint und recht disparat wirkt, findet er das Buch klug konstruiert. Themen wie das Selbstverständnis Israels und das von Diaspora-Juden behandelt die Autorin laut Rezensent ohne jedes falsche Sentiment, ironisch und bisweilen in Form der Groteske.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.07.2018

Für Rezensentin Frauke Meyer-Gosau ist der Roman von Nicole Krauss ein Rohrkrepierer. Der Text über eine Autorin in der Schreib- und Lebenskrise geht der Rezensentin kräftig auf die Nerven mit seiner Überspanntheit und seinem wie sie findet halbgaren bedeutungsschweren Räsonieren über Kindheit, literarischen Ruhm und Philosophie, das kein Ganzes ergeben wolle. Dabei hätte aus der Fieber-Vorstellung der Erzählerin, Kafka sei erst 1956 in Palästina gestorben, durchaus etwas Fantastisches werden können, meint die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.03.2018

Merkwürdig dunkel bleibt Rezensent Tilman Spreckelsen in seiner Besprechung von Nicole Krauss' Roman. Es geht um die Ungleichzeitigkeit von Welt und Erleben in zwei sich kapitelweise abwechselnden und in Motiven ständig spiegelnden Geschichten, erklärt der Rezensent. Während die eine sich um einen New Yorker Anwalt dreht, der spurlos in der Wüste verschwindet, handelt die andere von der Ich-Erzählerin und ihrer dysfunktionalen Ehe. Eher dunkel erscheint Spreckelsen das Romangeschehen selbst, vor das die Autorin Filter um Filter lege, wie er schreibt. Eindrucksvollen Bildern zum Trotz hat er das Gefühl, dass die Sinnsuche der Figuren jegliches Geschehen der Außenwelt ausschließt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.03.2018

Ambitionen erkennt Rezensent Burkhard Müller Nicole Krauss durchaus zu, nachdem er ihren Roman "Waldes Dunkel" gelesen hat. Hier soll die Ich-Erzählerin, die mit der Autorin den Namen und den Beruf teilt, gezwungen werden, ein unvollendetes Drama Kafkas zu Ende zu schreiben, damit es verfilmt werden kann. Das Manuskript kommt aus Kafkas Nachlass, dem real existierenden Koffer, um den noch heute prozessiert wird. Bis dahin ganz hübsch, urteilt der Rezensent, vor allem, da man sich als Leser nie sicher sein könne, wo die Fakten aufhörten und die Fiktion beginne. Allerdings bedauert Müller, dass die Autorin ihn auch sprachlich in "Waldes Dunkel" tappen lässt, weil der Mystizismus der Ich-Erzählerin jede dingliche Beschreibung im Vagen lasse. Vor dem Auge Müllers entstehen bei der Lektüre keine Bilder. Und auch der zweite Erzählstrang über einen Egomanen auf Selbstfindung erscheint ihm missglückt. Denn auch diesen angeblich so charismatischen Übermenschen findet Müller viel zu blass gezeichnet - wie eigentlich den ganzen Roman.
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