Jehoschua Kenaz

Landschaft mit drei Bäumen

Zwei israelische Novellen
Cover: Landschaft mit drei Bäumen
Luchterhand Literaturverlag, München 2003
ISBN 9783630871370
Gebunden, 317 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Als Gast bei den arabisch-jüdischen Hausbesitzern in Haifa am Ende des Zweiten Weltkriegs fühlt sich Becky nicht wirklich wohl. Immer hört man alles und jeden durch die dünnen Wände. Auch das ständige Kartenspielen ihres Mannes behagt ihr nicht. Und dann liegt eines Abends auch noch ein betrunkener britischer Soldat auf der Türschwelle, der sich bald dafür entschuldigen wird und die Familie teilhaben lassen will an seiner Obsession: Detailversessen kopiert er Rembrandts Bild "Die Landschaft mit den drei Bäumen " ...Ein halbes Jahrhundert später, in der Novelle "Stromkastenbrände", ist immer noch Krieg, diesmal der Golfkrieg. Und auch jetzt, in einem Mietshaus in Tel Aviv, will sich so etwas wie Heimat nicht einstellen. Der Stromkasten fängt Feuer, und Sofie Jakov, die ältere Dame aus dem obersten Stockwerk, überlebt den Brand nicht. War es ein Kurzschluss, oder steckt der Junge aus den besetzten Gebieten, der einmal das Treppenhaus gewischt hat, dahinter?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.12.2003

Als israelische Version der "Lindenstraße" bezeichnet Ingeborg Harms die Erzählung "Stromkastenbrände", eine von zwei in einem Band zusammengefassten Novellen des israelischen Autors Jehoschua Kenaz. Nur der Umstand, dass sie in einem gemeinsamen Mietshaus in Tel Aviv wohnten, verbände die Protagonisten miteinander, erklärt Harms. Bislang gab es einen palästinensischen Putzmann, der sich durch Hausarrest im Gazastreifen aus dem Job gedrängt findet und von einem nicht-palästinensischen Kollegen ersetzt wird. Ein ursprünglich läppischer Vorfall, eine kleine Entscheidung, die eine ganze Kette an Ereignissen nach sich zieht, kommentiert Harms, und sich zu einer "Allegorie des arabisch-israelischen Verhältnisses" auswächst. Harms ist beeindruckt, wie es Kenaz gelingt, das schleichende Unheil, die nervöse Verfassung der Hausbewohner, ihr "existentielles Beleidigtsein" und ihre damit einhergehende politische Ignoranz einzufangen. Die vom Autor eingefügte surreale Dimension stört nach Harms eher, und auch die mit allegorischen Mitteln arbeitende zweite Titelerzählung bleibt ihrer Meinung nach etwas blass.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.08.2003

Sichtlich beeindruckt ist Tobias Krause von Johuschua Kenaz zwei Novellen, die auf den ersten Blick nicht gegensätzlicher sein könnten, doch auf den zweiten durch ihre Sehnsucht nach einem Zuhause in Palästina zusammengehalten werden. Und durch ihr atemberaubendes Ende. Die im Tel Aviv des Jahres 1991 angesiedelte Erzählung "Stromkastenbrände" hat ihn vor allem dadurch überrascht, dass der Leser die allesamt "einsamen, heimatlosen" Gestalten eines Mietshaus erst von innen kennen lernt und es sich bei ihnen "gemütlich" macht, bevor er erkennt, wie sie von außen oder auf andere wirken. Die ungleich kürzere Titelgeschichte "Landschaft mit drei Bäumen" spielt im Jahr 1945 zur Zeit der britischen Mandatsmacht, als sowohl Juden und Palästinenser um ihren Platz in Palästina kämpften. In dieser Novelle zeigt sich für Krause das ganze Format des Autors Kenaz: "Langsam, leise gelingt ihm das Kunststück, ein lakonisches Lamento zu intonieren." Doch was den Rezensenten schier umhaut, ist der letzte Satz, von dem er nur verrät, dass die ganze Geschichte auf ihn allein hingeschrieben ist und dass er eine ordentliche Gänsehaut auslöst.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.07.2003

Wenn Eva-Elisabeth Fischer an diesem Band mit zwei Novellen etwas auszusetzen hat, dann lediglich die Reihenfolge. Sie empfiehlt, das Buch von "hinten nach vorn" zu lesen, da die "leichtere" der beiden Geschichten, die sich ihrer Meinung nach zum Einstieg besser eignet, erst als zweiter Text abgedruckt ist. Ansonsten zeigt sie sich beeindruckt von den beiden Erzählungen, deren erste Ende des Zweiten Weltkriegs in Haifa, die zweite zur Zeit des ersten Golfkriegs in Tel Aviv spielt. Die Rezensentin ist begeistert, wie "meisterlich" der israelische Autor seinen Figuren Leben einhaucht und wie geschickt er fast unbemerkt "kleine Tropfen Gift" in seine Schilderungen mischt. Dabei stellt Kenaz seine Figuren, deren Beziehungen untereinander von Kälte und Brutalität geprägt sind, als "ganz normalen Durchschnitt" und keineswegs als Ausnahmeerscheinungen dar, so die Rezensentin betroffen.
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