Monika Sznajderman

Die Pfefferfälscher

Geschichte einer Familie
Cover: Die Pfefferfälscher
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783633542901
Gebunden, 280 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen und mit einem Nachwort von Martin Pollack. Jahrzehntelang lebte Monika Sznajderman im Schatten des Schweigens. Ihr Vater hatte über seine Odyssee durch die Konzentrations- und Vernichtungslager, seine Flucht und die Rückkehr nach Warschau nie sprechen wollen. Bis die Fotos aus Übersee kamen: Absender waren Verwandte, von deren Existenz sie nichts gewusst hatte. Sie beginnt zu recherchieren. Wenige Dokumente im Stadtarchiv von Radom und der Bericht des einzigen Überlebenden, des Großonkels Eliasz Sznajderman, im Holocaust Museum in Washington - mehr Spuren hat die große Familie in Polen nicht hinterlassen. Im Gegensatz zu ihnen, "gewöhnlichen Menschen ohne Geschichte", sind die polnischen Vorfahren der Mutter Angehörige der Oberschicht, national und antisemitisch eingestellte Gutsbesitzer und Unternehmer, die nach den Regeln und Gesetzen ihrer Klasse leben.
Monika Sznajderman ist in ihren Recherchen weit fortgeschritten, als sie entdecken muss, dass etwa zur selben Zeit, als ein bekannter Künstler ihre elegante polnische Großmutter auf einem Gemälde verewigte, zweihundertfünfzig Kilometer weiter östlich ihre jüdische Großmutter von Ukrainern erschlagen wurde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.07.2018

Hans-Peter Kunisch merkt dem Buch von Monika Sznajderman an, dass die Autorin es sich nicht leicht macht. Wenn sie der polnisch-jüdischen Geschichtspolitik ihr sehr persönliches Puzzleteil hinzufügt, ihre polnisch-jüdische Familiengeschichte, findet Kunisch das spannend und leidenschaftlich, doch oft auch sehr akribisch und argumentativ umständlich oder gar pathetischer als gewohnt, als wolle Sznajderman gegen die Schweiger der Geschichte anschreiben. Stark findet Kunisch das Buch in den kleinen und großen Geschichten, in denen das jüdische Leben im 20. Jahrhundert in Polen anschaulich wird. Die Fotos im Buch machen ihm auch die unbeschwerte Vorkriegszeit lebendig.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.07.2018

So eindringlich hat Rezensentin Marta Kijowska die tragische polnisch-jüdische Geschichte kaum je erzählt bekommen wie von Monika Sznajderman. Wenn die Autorin die Geschichte ihrer gespaltenen Familie erzählt, der polnischen Gutsbesitzerfamilie mütterlicherseits, der jüdischen Vorfahren väterlicherseits, geht es für die Rezensentin stets um die großen historischen Fragen zwischen Polen und Juden. Das Buch erscheint ihr in zwei Teile zu zerfallen, in einen materiell dürftigen, der die jüdische Seite bis ins 19. Jahrhundert verfolgt und den die Autorin laut Kijowska nicht immer befriedigend für den Leser mit topografischen Details zu füllen sucht, und in einen flüssiger zu lesenden "polnischen Teil", in dem Briefe und Notizen genug Stoff für das Erzählen liefern. Die Autorin leidet einerseits mit und fühlt sich andererseits mitschuldig, stellt Kijowska fest.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.06.2018

Ilma Rakusa hat großen Respekt vor der Arbeit Monika Sznajdermans. Sznajdermans Rekonstruktion polnisch-jüdischen Zusammenlebens im 20. Jahrhundert anhand der eigenen Familiengeschichte hält Rakusa für Aufklärung im besten Sinn, quellenstark und fragend, statt urteilend. Auch wenn das im Buch geschilderte Leid, die Gleichgültigkeit der Polen gegenüber dem Schicksal der Juden für Rakusa nur schwer zu verdauen ist, von der doppelten Sicht auf das Geschehen, der minutiösen Recherche und der akribischen Gewissenhaftigkeit der Autorin bei der Erkundung und Darstellung ihres Gegenstands profitiert die Rezensentin.