Maggie Nelson

Freiheit

Vier Variationen über Zuwendung und Zwang
Cover: Freiheit
Hanser Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783446272354
Gebunden, 400 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Cornelius Reiber. Was es heißen könnte, frei zu sein, beschäftigt Maggie Nelson fast ihr ganzes Leben. Kaum ein anderer Wert ist so eng mit unserer Vorstellung vom Menschsein verbunden. Doch seine Bedeutung entgleitet ihr immer wieder. Handelt es sich um einen andauernden Lebenszustand oder um einen einmaligen Moment, der uns befreien wird? Ist Freiheit unerlässlich für Gerechtigkeit und Wohlergehen? Maggie Nelson erkundet kontroverse Debatten in der Kunstwelt, das Erbe der sexuellen Befreiung, die schmerzhaften Paradoxien der Sucht und die Unabwendbarkeit der Klimakrise und vollzieht damit selbst eine Praxis der Freiheit. Sie bietet keine einfachen Antworten, sondern wirft Fragen auf, die uns dazu auffordern, neu über Freiheit nachzudenken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.05.2022

Eigentlich ist Maggie Nelson eine Gute, erinnert sich Caspar Shaller in einer zunächst etwas insiderhaft, dann ratlos klingenden Rezension. Also eine, die sich nicht über "Cancel Culture" beschwert oder gar von Toleranz und Aufklärung überzeugt sei. Nein nein, eigentlich ist sie eine der "wichtigsten Stimmen der feministischen und queeren Literatur". Nun scheint sie hier aber für Komplexität zu plädieren, und das macht die Sache dann tatsächlich komplex. Die dezidierteren der Queeren und Woken in Amerika wie Andrea Long Chu, die eigentlich als eine Adeptin Nelsons gegolten habe, hätten Nelsons Essays in den USA äußerst aggressiv in Grund und Boden gerammt. Und hier fragt sich Shaller nun wieder, ob wir in Europa nun die Scharmützel der modischen Theorie in Amerika wirklich in allen Einzelheiten nachvollziehen müssen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.04.2022

Etwas reserviert wirkt Rezensent Michael Braun gegenüber Maggie Nelsons Essayband, der sich mit dem Freiheitsbegriff und seinen Widersprüchlichkeiten auseinandersetzt, und zwar auf viel völlig verschiedenen Gebieten, so Braun: Kunst, Sex, Drogen und Klimawandel. In der Kunst hat sich die Freiheit nicht mehr am schöpferischen Ich, sondern an einem sozialen Wir zu orientieren, beim Sex und Drogenkonsum gehen mit Freiheit auch immer Machtstrukturen einher, und der Klimawandel bietet eigentlich nur noch die "letzte Freiheit", es sich bis zum unaufhaltsamen Ende schön zu machen, so Brauns Abriss der vier Essays. In allen gehe es dabei "fulminant" und "dissidentisch" zu, meint der Kritiker, aber auch "angreifbar" und stellenweise lückenhaft - ganz scheint er sich dem allgemeinen Loblied auf die Essayistin und Queerness-Aktivistin, die schon als Susan Sontag-Nachfolgerin gefeiert werde, nicht anschließen zu können.