Julian Nida-Rümelin

Über menschliche Freiheit

Cover: Über menschliche Freiheit
Reclam Verlag, Stuttgart 2005
ISBN 9783150183656
Kartoniert, 176 Seiten, 5,00 EUR

Klappentext

Julian Nida-Rümelin widmet sich in fünf Kapiteln einem der großen klassischen Themen der Philosophie: Warum die Annahme menschlicher Freiheit begründet ist - Warum Entscheidungen notwenig frei sind - Warum es keine Verantwortung ohne Freiheit gibt - Warum der Zufall moralisch irrelevant ist - Warum Menschenwürde auf Freiheit beruht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.12.2005

Durchaus aufschlussreich findet Christian Schlüter dieses Buch, in dem der Philosoph Julian Nida-Rümelin der Frage nach der menschlichen Freiheit nachgeht. Gegen den naturalistischen Reduktionismus suche der Autor dabei die humanistische Grundintuitionen zu verteidigen. Schlüter sieht Nida-Rümelins Stärken insbesondere im Bereich der analytischen Philosophie. Hier bringe er "treffende Argumente", etwa gegen die mannigfaltigen Spielformen des in der angelsächsischen Philosophie nach wie vor beliebten Utilitarismus oder gegen den Naturalismus. Im Blick auf beide Positionen beklage er eine "Blindheit für die feinen Gespinste der menschlichen Freiheit". Schlüter zeigt sich mit Nida-Rümelins Ausführungen in weiten Teilen einverstanden. Allerdings moniert er, dass der Philosoph dem grundlegenden sozialen Aspekt der Freiheit "keine besondere Aufmerksamkeit" schenkt. "Die Freiheit, die er vorgibt zu verteidigen", resümiert Schlüter, "bleibt bei ihm eigentümlich ortlos, kraftlos und also abstrakt".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.08.2005

Auch der Ex-Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin mischt sich mit diesem Reclam-Band in die langsam abflauende Feuilleton-Debatte um die Willensfreiheit. Genauer gesagt, darauf weist der Rezensent Detlef Horster mit eifrig zitierender Insistenz hin, hat er sich schon mit seinem Werk "Strukturelle Rationalität" eingemischt. Dessen Hauptthesen bleiben auch mit dem Fokus auf Willensfreiheit gültig. Sie laufen, so Horsters Zusammenfassung, auf eine eigentümlich "zwischen Determinismus und Indeterminismus" liegende Position hinaus. Es sind für Nida-Rümelin vor allem die langfristigen Entscheidungen, die mit Hirnforschungs-Empirismus weder zu beschreiben noch überhaupt zu fassen sind. Als Beispiel wird der Entschluss genannt, das Rauchen aufzugeben, der sich aus Einzelentscheidungen zusammensetzt, als größere Perspektive diese aber selbst determiniert. Der Rezensent vermerkt die Disparatheit dieses aus einzelnen Aufsätzen zusammengeleimten Bandes leise als Lesehindernis, hält das Buch aber trotzdem für einen "wichtigen Beitrag" zur Debatte.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.08.2005

Rezensent Michael Schefczyk zeigt sich als Fan von Nida-Rümelins "erfrischend offensiven" und leichtfüßigen Essays. Schon die Titel der Essays wie "Warum Entscheidungen notwendig frei sind" seien ein Wunder an Zweifelsfreiheit angesichts der komplexen geistes- und naturwissenschaftlichen Diskurse zum Thema Freiheit. Im zentralen Essay "Warum die Annahme der menschlichen Freiheit begründet ist" veranschauliche der Autor die Relation von "kausaler Determiniertheit" und der "lebensweltlich notwendigen" Perspektive durch das Bild zweier aufeinander liegender Kugeln. Sie könnten in vielen Positionen (also Entscheidungen) angeordnet sein, ohne dass die physikalischen Gesetze "epistemisch auffällig" würden. An dieser Stelle weist der Rezensent auf gleich mehrere Fragen hin, die von diesem Bild und von Nida-Rümelin "noch" nicht beantwortet würden. Wie komme es, beispielsweise, überhaupt zu diesen Entscheidungen? Der Autor verstehe seine Essaysammlung über die menschliche Freiheit als "Zwischenstand" für eine größere Arbeit zur "Theorie des Normativen". Insgesamt, schließt Rezensent Schefczyk, sei Nida-Rümlins "Zug zum Tor" eine Bereicherung für den "akademischen Diskurs".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.07.2005

Aufschlussreich findet Rezensentin Bettina Walde diesen Band mit fünf Essays von Julian Nida-Rümelin über die Freiheitsproblematik. Wie sie berichtet, grenzt sich der Autor sowohl von Positionen ab, die menschliche Freiheit und naturwissenschaftliche Determination für vereinbar halten, als auch von solchen, die von der Unvereinbarkeit von Freiheit und Determinismus ausgehen. Fragen ergeben sich für Walde sowohl im Blick auf sein Verständnis von Freiheit als "spezifische Fähigkeit des Menschen, Gründe abzuwägen und dieser Abwägung entsprechend zu handeln" (Nida-Rümelin), das die Freiheitsproblematik auf die Frage nach dem Status von Gründen verschiebe, als auch bei seiner Argumentation für den Indeterminismus, bei der er auf indeterministische Interpretationen der Quantenmechanik verweise. Der gegenwärtigen Debatte um die Freiheitsproblematik erweist Nida-Rümelin nach Ansicht der Rezensentin einen "Dienst der Aufklärung". Er zeige nämlich, dass die (vermeintliche) neurophysiologische Widerlegung der Willensfreiheit ein cartesianisches, dualistisches Weltbild voraussetze und die größten Kritiker der Dualisten selber Dualisten seien.
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