Jürgen Trimborn

Der Herr im Frack

Johannes Heesters. Biografie.
Cover: Der Herr im Frack
Aufbau Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783351025557
Gebunden, 528 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Bonvivant, Liebling der Frauen, vollendeter Charmeur - das Image von Johannes Heesters wurde und wird in erster Linie von seinen Rollen bestimmt. Jürgen Trimborn sieht in dieser ersten umfassenden Biographie hinter die Fassade des "Dauer-Lebemannes", dem unzählige Affären nachgesagt wurden, der immer perfekte Umgangsformen zeigt und mit seinem schier unauslöschlichen Lächeln auf den Lippen alle Schwierigkeiten mit Links zu meistern scheint. Anhand von zahlreichen bislang unerschlossenen Quellen sowie Gesprächen mit Angehörigen und Kollegen, wie Marika Rökk, Peter Alexander, Rudi Carell, Marcel Prawy, Carola Höhn, und nicht zuletzt mit Heesters selbst zeichnet Trimborn das Leben des ehemaligen Operettentenors nach.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.12.2003

Rezensent Dieter Bartetzko geht in seiner Besprechung von Jürgen Trimborns Biografie über Johannes Heesters wenig auf das Buch ein. Im Wesentlichen begnügt er sich damit, den allseits bekannten Lebensweg von Heesters noch einmal nachzuerzählen. Zustimmend äußert er sich über Trimborns Charakterisierung des "Herrn im Frack" als "singenden Schauspieler". Weniger überzeugend findet er dagegen dessen Darstellung von Heesters Haltung während des Dritten Reichs. Dabei macht er Heesters keine Vorwürfe. Im Gegenteil: Dass Heesters in seinen Memoiren schrieb "Ich schämte mich, und ich habe bis heute nicht aufgehört, mich zu schämen", nötigt Bartetzko einigen Respekt ab: "Welcher andere verstrickte Künstler", fragt er diesbezüglich, "hätte derart offen gesprochen?" In diesen Punkt sieht er in Heesters das glatte Gegenteil der "ewig ausweichenden Leni Riefenstahl". Heesters habe der Versuchung widerstanden, nachträglich Widerborstigkeit oder innere Emigration anzuführen. Das holt Trimborn in seiner Biografie zu Bartetzkos Bedauern jetzt nach. Und so resümiert der Rezensent: "Heesters war mutig, nicht sein Biograf".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.12.2003

Thomas Leuchtenmüller blickt beeindruckt auf die Karriere des Johannes Heesters zurück, die vor mehr als 80 Jahren begann und noch immer nicht beendet ist. Was also läge zum hundertsten Geburtstag näher als eine "voluminöse, üppig bebilderte" Biografie wie die von Jürgen Trimborn? Wenn er sie denn nur nicht - oje, oje - mit all ihrem Gewicht selber versenkt hätte! Dabei mache Trimborn eigentlich "vieles richtig": Er reflektiert Zeitgeschichte und die Entwicklung des Theaters mit, er hat tadellos recherchiert, er hat seine Darstellung ausgewogen gewichtet und Bühnenverzeichnis sowie Filmografie sind gelungen. Das Problem, das entscheidende: Der Autor weist Heesters, der während der Nazizeit üppig verdiente, entgegen dessen Aussagen einen Auftritt im KZ Dachau nach, enthält sich dann aber eines Urteils - um sich, wie Leuchtenmüller vermutet, seine exklusiven Recherchemöglichkeiten nicht entgehen zu lassen. Damit aber habe er die Integrität seiner Darstellung geopfert.