Rolf Aurich, Wolfgang Jacobsen

Der Sonnensucher Konrad Wolf

Biografie
Cover: Der Sonnensucher Konrad Wolf
Aufbau Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783351025892
Gebunden, 589 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Konrad Wolf, der Sohn des Schriftstellers und Arztes Friedrich Wolf, wurde mit Filmen wie "Der geteilte Himmel" (1964), "Ich war neunzehn" (1968) und "Solo Sunny" (1980) international bekannt. Seine ungewöhnliche Biographie, die hier erstmals auf der Grundlage intensiver Archivrecherchen sowie Gesprächen u. a. mit Günter Grass, Eberhard Esche, Christa Wolf, Günter Kunert und Markus Wolf vorgelegt wird, ist ein Spiegel deutsch-deutscher Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.01.2006

Aus deutlich benannten guten Gründen zeigt sich der Rezensent Benjamin Weinthal unzufrieden mit dieser Biografie des großen DDR-Regisseurs Konrad Wolf. Seine Probleme beginnen mit der Darstellung des Vaters Friedrich, dem ohnehin ein nicht geringer Teil des Buchs gewidmet ist. Ihn, den kommunistischen Schriftsteller aus Überzeugung, als "kommunistischen Technokraten" und "Diener der Partei" zu bezeichnen, das trifft die Sache, findet Weinthal, schlecht. Ihm zu unterstellen, er habe sein Judentum verleugnet, ist, das belegt er mit Zitaten, problematisch. Aber auch in der Beurteilung des Sohnes Konrad Wolf zielen die Autoren, bedauert Weinthal, daneben. Die Gewichtung mindestens sei falsch. Wolf sei eben nicht in erster Linie "Kulturfunktionär" gewesen, sondern Regisseur, und zwar ein international bedeutender. Interessant ist das Buch der beiden Filmhistoriker dennoch, mancher Ausgrabung wegen. Dass die BRD die Aufführung des Films "Sterne" im Jahr 1959 zu verhindern suchte, wusste man noch nicht. Spannend, so Weinthal, sind die "Fakten und Informationen" in diesem Buch, enttäuschend die Urteile und Interpretationen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.10.2005

Zufrieden zeigt sich Rezensent Heinz Kersten mit dieser Biografie des Defa-Regisseurs Konrad Wolf, die Wolfgang Jacobsen und Rolf Aurich vorgelegt haben. Der Rezensent beurteilt das umfangreiche Werk "in erster Linie" als "bewundernswerte Fleißarbeit". Die Autoren, Mitarbeiter der Deutschen Kinemathek in Berlin, hätten sich durch einen Berg an Büchern gefressen, 56 Archive durchforstet und Gespräche mit Freunden, Weggefährten, Arbeitskollegen und der Familie Konrad Wolfs geführt. Kersten zeichnet den Lebensweg des international wohl bekanntesten DDR-Regisseurs nach, wobei er insbesondere auf seine kommunistisch geprägte Jugend eingeht, aber auch sein nicht immer konfliktfreies Verhältnis zu SED-Dogmatikern und Kulturbürokraten nicht ausspart. Auffällig an vorliegender Biografie erscheint dem Rezensenten die immer wieder spürbare Distanz der Autoren gegenüber Wolf. Nicht einverstanden ist er mit ihrer Einschätzung, wonach Wolf eher als filmender Politiker denn als Künstler mit einem politischen Anliegen zu verstehen sei. Zwar erkennt das Bemühen der Autoren um "Einfühlsamkeit" und eine "ausgewogene, durch Aussagen von Interviewpartnern gestützte Darstellung" der Person Konrad Wolf an. Dennoch sei stets die unterschiedliche Lebenserfahrung, die geographische und weltanschauliche Distanz der westdeutschen Biografen zu ihrem ostdeutschen Gegenstand spürbar.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.04.2005

Äußerst positiv nimmt Jürgen Klauss diese Biografie des Filmemachers Konrad Wolf auf, für die die beiden Filmhistoriker Wolfgang Jacobsen und Rolf Aurich seinen Informationen zufolge dutzende Archive durchforstet, ebenso viele Interviews geführt und den Wolfschen Nachlass gesichtet haben. Durchaus stilistisch ansprechend zeichnen die beiden Autoren Wolfs Lebensweg nach, von der marxistischen Wiege, über seine Moskauer Station und den Kampf in der Roten Armee bis zu seiner Arbeit als Regisseur und Kulturfunktionär. Überzeugt ist Klauss von der Darstellung Wolfs als "kommunistischer Romantiker". Dass er sein Leben lang in der Partei eingebunden war, sieht Klauss durch Wolfs Bedeutung als "wichtigster deutscher Filmregisseur nach 1945" und sein Engagement für die Freiheit seiner Studenten kompensiert.