Jürgen Habermas

Im Sog der Technokratie

Kleine politische Schriften XII
Cover: Im Sog der Technokratie
Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783518126714
Taschenbuch, 193 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Seit 1980 versammeln die Bände der Reihe "Kleine politische Schriften" Analysen, Stellungnahmen und Zeitdiagnosen Jürgen Habermas'. Im titelgebenden Aufsatz dieser Folge knüpft Habermas an seine europapolitischen Interventionen der letzten Jahre an. Angesichts der Gefahr, dass technokratische Eliten die Macht übernehmen und die Demokratie auf Marktkonformität zurechtstutzen könnten, plädiert er für grenzüberschreitende Solidarität. Neben Habermas' hochaktueller Heine-Preis-Rede enthält der Band Porträts von Denkern wie Martin Buber, Jan Philipp Reemtsma und Ralf Dahrendorf sowie einen Aufsatz, in dem der Philosoph sich mit der prägenden Rolle jüdischer Remigranten nach dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzt. Mit Band XII beschließt der Autor eine Buchreihe, die kaleidoskopisch Grundzüge einer intellektuellen Geschichte der Bundesrepublik widerspiegelt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.08.2013

Alexander Cammann bleibt da nur, in Ehrfurcht und Staunen zu erstarren, so beeindruckt ist er von der Energie Jürgen Habermas', der mit "Im Sog der Technokratie" seine "Kleinen politischen Schriften" beschließt. Seine Themen sind mittlerweile vertraut, weiß der Rezensent. Die europäische Krise ist auch eine normative, mehr Demokratie und Solidarität müssen her. In seiner neuesten Schrift zeigt Habermas auch auf die Medien, die er für eine "Praxis öffentlicher Belästigung" eigentlich auch in der Mitverantwortung sieht, erklärt der Rezensent. Deswegen wehrt er sich gegen die "unsäglich merkelfromme Medienlandschaft", die deren "Spiel der Dethematisierung" allzu arglos mitspiele. Cammann glaubt, dass auch dieses Buch einmal mehr einen Nerv treffen wird.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.07.2013

Rezensent Rudolf Walther begrüßt den nun vorliegenden zwölften Band der "Kleinen politischen Schriften" von Jürgen Habermas. Die seit 1981 erscheinende Reihe dokumentiert für ihn nicht zuletzt die beeindruckende Produktivität des Philosophen. Inhaltlich hat er die zwölf Texte mit viel Zustimmung gelesen. Thematisch kreisen die Mehrzahl der Texte (die Hälfte) für ihn um Europa und insbesondere um die Aushöhlung der Demokratie durch technokratische Regime und Finanzmärkte. Er hebt insbesondere Habermas' Plädoyer für die supranationale Demokratie sowie sein Warnung vor einer Rückkehr zu nationalstaatlichen Denken hervor. Auch die Texte über das Verhältnis von Juden und Deutschen - vor allem der Beitrag über die Bedeutung der Rückkehr von emigrierten Philosophen und Soziologen nach 1945 in die Bundesrepublik - haben Walther überzeugt. Bedauerlich findet er nur, dass dieser zwölfte Band der "voraussichtlich letzte" sein soll.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.07.2013

Stefan Müller-Doohm findet die europapolitischen Texte in diesem Band aktueller denn je. Jürgen Habermas' Kombination von Publizistik mit sozialtheoretisch und politkwissenschaftlich fundierten Begründungen versteht er zudem respektvoll als Alleinstellungsmerkmal des Autors. Nachzulesen in vorliegendem Band mit Vorträgen, Interviews und Würdigungen, den der Rezensent in zwei große Themenbereiche unterteilt: Erfahrungsgehalte religiöser Weltbilder im Clinch mit szientistisch-naturalistischen Weltdeutungen sowie die Existenzkrise der EU. Habermas' Rezept gegen letztere: Bewusstmachende Kritik in Heines Tradition mit dem Ziel einer supranationalen Demokratie, die solidarisches Handeln zu einer Tugend internationaler Politik macht. Dass der Autor kein Blatt vor den Mund nimmt, weder in Sachen merkelfrommer Medien noch betreffend einen von ihm kritisierten linken Kommunitarismus, findet der Rezensent natürlich klasse.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.07.2013

Hoffnung, dass Jürgen Habermas noch lange, wie in diesem Band mit jüngeren politischen Schriften des Autors dokumentiert, interveniert, hat Uwe Justus Wenzel. Beim Lesen nämlich stößt er auf anregende Reden und Aufsätze, Zeugnisse pointierter Publizistik und des Versuches zu öffentlicher Meinungsbildung in Sachen Europa, wie etwa das "Plädoyer für europäische Solidarität", in dem Habermas Europa als Projekt der Demokratisierung umreißt, oder der Appell an die Solidarität. Bildkräftig ist diese Theorie laut Wenzel außerdem.