Joseph E. Stiglitz

Die Chancen der Globalisierung

Cover: Die Chancen der Globalisierung
Siedler Verlag, München 2006
ISBN 9783886808410
Gebunden, 446 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Thomas Schmidt. Der weltweite Wohlstand nimmt infolge der Globalisierung zwar insgesamt zu, doch auch das Gefälle zwischen Reich und Arm wird immer größer. Das Bewusstsein für dieses Ungleichgewicht und für die Gefahren sozialer Ungerechtigkeit hat sich geschärft. Doch den zahlreichen Bekenntnissen für eine gerechtere Welt müssen nun politische Taten folgen. An diesem Punkt setzt das neue Buch des Wirtschaftsnobelpreisträgers an.
Auf der Grundlage seiner wissenschaftlichen Forschung und seiner Erfahrungen in der politischen Praxis zeigt Stiglitz, wie die Chancen für positive Veränderungen, die in der fortschreitenden Globalisierung liegen, genutzt werden können. Dabei spricht er zahlreiche Themen an, die uns in Europa, in den USA, aber auch in den sich entwickelnden Ländern auf den Nägeln brennen. Ob es um weltweites Outsourcing geht oder um Energieprobleme, die notwenige Reform des weltweiten Währungssystems oder die Kontrolle transnationaler Konzerne - stets behält Stiglitz das Machbare im Auge.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.12.2006

Der positive Ton in diesem neuen Buch des Ökonomen und Globalisierungskritikers Joseph Stiglitz ist dem Rezensenten gleich aufgefallen. Anders als bei seinem Vorgänger-Werk zur Globalisierung, bemerkt "rhi", sei Stiglitz nunmehr um Lösungsansätze bemüht. "Rhi" sucht und findet den roten Faden des immerhin 450 Seiten starken Buches im Ruf des Autors nach einer "sachgerechten Regulierung" der Märkte. Nach "unzähligen Beispielen" zur Illustration einer "positiven Globalisierung" stößt der Rezensent allerdings doch wieder auf die ihm bereits bekannte Globalisierungskritik des Autors, aufgepeppt mit kleinen Reformagenden. Insgesamt findet "rhi" das alles "eher allgemein" und nicht wirklich neu. Dass der Band zu einem Ratgeber in Sachen Globalisierung taugt, mag der Rezensent darum nicht unbedingt behaupten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.11.2006

Zunächst einmal, so die begeisterte Rezensentin Ulrike Winkelmann, muss man Joseph Stiglitz dafür loben, dass er auf sein globalisierungskritisches Buch "Die Schatten der Globalisierung" nun eines folgen lasse, in dem er eine Reihe von konstruktiven Vorschlägen mache, wie etwa die Einführung des "Weltdollars" als internationale, nicht an die Politik eines einzelnen Staates gebundene Leitwährung. Der Autor zeige auf, dass die derzeitige globale Marktwirtschaft allenfalls wenigen zugute komme, und beleuchte kritisch die amerikanischen und europäischen Agrarsubventionen, die Schutzzölle, die ungleiche Medikamentenversorgung und den Umgang mit dem Kyoto-Protokoll. Man kann Stiglitz vorwerfen, so die Rezensentin, ein etwas zu "einseitiges" Bild der globalen Lage zu zeichnen, indem er sein Augenmerk vor allem auf die Versäumnisse der Industriestaaten und der von ihnen weitgehend kontrollierten internationalen Einrichtungen (wie etwa des internationalen Währungsfonds) richte und den schlampigen Umgang der Entwicklungsstaaten mit den ihnen zugeteilten Fördergeldern beiseite lasse. Doch dies sei nur ein kleiner Makel an einem klar formulierten, großartigen Buch, dem Winkelmann eine große Leserschaft wünscht, weil es verdeutliche, dass es notwendig und sogar möglich sei, die Weltwirtschaft nach moralischen Maßstäben zu messen und zu gestalten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.2006

Rezensent Wilfried von Bredow hätte gerne mehr Wundermedikationen aus dem neuen Buch des Globalisierungskritikers erfahren, statt dessen bleibt Joseph Stiglitz mit seinen Verbesserungsvorschlägen für die Weltwirtschaft in seinen Augen diesmal eher vage und "weltanschaulich". Während der Autor den Ist-Zustand zu allen Themenbereichen jeweils sehr kompetent beschreibt, hält Bredow die finale Forderung, die Globalisierung zu demokratisieren, für "unpräzise" und letztlich politischer Natur. Auch wenn damit das Hauptproblem richtig analysiert ist, hätte der Rezensent empirisch fundierte Überlegungen vorgezogen. Stiglitz' Alternativvorschläge hingegen für die Weltwährungsreserven seien genau so sachlich und empirisch, wie es sich der Rezensent insgesamt gewünscht hätte, allerdings auch für Nichtexperten unverständlich. Nützlich und hilfreich sei das Buch aber offenbar trotzdem, und ganz besonders den notorischen Apologeten der so genannten freien Weltwirtschaft empfohlen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.11.2006

Trostlos fällt Joseph Stiglitz' Bilanz der Globalisierung aus, berichtet Rezensent Thomas Assheuer. Der Autor, ehemaliger Chef-Volkswirt der Weltbank und Berater der Clinton-Regierung, gehe selbstkritisch und hart mit den Mythen neoliberaler Wirtschaftsauffassungen ins Gericht. "Überaus beredt" beklage Stiglitz, dass die Globalisierung strukturell ungerecht sei, ihre Institutionen allein den Industrieländern dienen und der Westen gegenüber den weniger entwickelten Staaten eine Doppelmoral gelten lässt. Stiglitz' nach Meinung des Rezensenten erfreulich verständlich geschriebene Diagnose der Globalisierungsprobleme findet er rundum überzeugend. Angesichts seiner mit großem Optimismus vorgetragenen Verbesserungsvorschläge (etwa die Reform des IWF oder die Einschränkung der Rechte der USA) fragt er sich jedoch, wer diese denn durchsetzen soll.