Joris Luyendijk

Unter Bankern

Eine Spezies wird besichtigt
Cover: Unter Bankern
Tropen Verlag, Stuttgart 2015
ISBN 9783608503388
Gebunden, 320 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Anne Middelhoek. Welches Bild haben Banker von sich selbst und vom Rest der Gesellschaft? Joris Luyendijk hat in London umfangreiche Recherchen betrieben und unter anderem Hunderte Interviews mit Investmentbankern, Angestellten aus Rechts- und Risikoabteilungen, Rating-Agenturen, IT und HR sowie mit Kontrolleuren, Headhuntern und Therapeuten geführt. So erzielt er das, was oft eingeklagt, aber selten eingelöst wird: Transparenz in einem System, das eine Blaupause für kurzsichtiges Denken, schnellen Profit, Missbrauch und lukrative Verantwortungslosigkeit ist. Doch, so Luyendijks These, nicht der Mensch Banker ist verkommen, sondern das System.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.07.2015

Feldforschung der besonderen Art hat Rezensent Alexander Armbruster in Joris Luyendijks Studie "Unter Bankern" entdeckt. Allein was der niederländische Journalist über die ganz eigene Sprache der Branche zu berichten weiß, ringt dem Kritiker das ein oder andere Lächeln ab. Weniger amüsant, aber dennoch kurzweilig zu lesen, erscheinen ihm Luyendijks Beobachtungen zur Hierarchie innerhalb der Banken - ein Dealmaker wird von einem Händler etwa als "reine Büroraumverschwendung" bezeichnet. Erschüttert erfährt der Rezensent in diesem lehrreichen Buch auch, dass die meisten Banker selbst ihre Bank nur als austauschbare Handlungsplattform betrachten.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 27.06.2015

Wenig Neues erfährt Konstantin Richter von dem Ethnologen Joris Luyendijk, wenig, was er nicht schon besser in der Zeitung gelesen hat zum Thema Finanzindustrie, Bankenkrise etc. Feldforschung unter Bankern zu betreiben, scheint ihm nicht allzu spektakulär, die Ethnologie, die teilnehmende Beobachtung nicht wirklich das richtige Fach zu diesem Zweck. Die Gespräche im Band beschränken sich darüber hinaus nur auf einen kleinen Teil der Finanzwelt, die in der Hierarchie eher unten Stehenden, vermerkt Richter. Viel mehr als eine allenfalls interessante Ansammlung von Gesprächsprotokollen, etwa mit einer Risikoanalystin, kommt dabei laut Rezensent nicht heraus, und die Finanzkrise bleibt ein dunkles Ereignis.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.06.2015

Jens Bisky hat sich amüsiert und viel gelernt mit Joris Luyendijks Buch aus der Welt der Banker. Ethnologisch vorbildlich, mit der richtigen Distanz zu seinen Beobachtungen vermag ihm der Journalist mittels Interviews und viel Beharrlichkeit einen Einblick ins Innere von Banken, Ratingagenturen, Versicherungen und ihren Angestellten zu geben, der weder der Dämonisierung verfällt noch der Verniedlichung durch Einfühlung, wie Bisky versichert. Intellektuell charmant etwa findet Bisky, wie der Autor Etikettierungen wie "Psychopath" oder "Spielsüchtiger" meidet und stattdessen Übereinstimmungen aufdeckt: Die Arbeit in einer Investmentbank ähnelt demnach durchaus der Arbeit eines Journalisten. Da staunt Bisky aber.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de