Jochen Missfeldt

Du graue Stadt am Meer

Der Dichter Theodor Storm in seinem Jahrhundert. Biografie
Cover: Du graue Stadt am Meer
Carl Hanser Verlag, München 2013
ISBN 9783446241411
Gebunden, 496 Seiten, 27,90 EUR

Klappentext

Zwischen Wolken und Meer, zwischen Romantik und Moderne - Jochen Missfeldt schildert das Leben eines der berühmtesten Dichter und Erzähler, die Deutschland im 19. Jahrhundert hervorgebracht hat. Mit seinen Gedichten gab Theodor Storm in der Generation nach Eichendorff, Heine und Mörike den Ton an. Storms Novellen - von "Immensee" über "Pole Poppenspäler" bis zum "Schimmelreiter" - berühren bis heute die Leser aller Generationen. Streng faktenbasiert erzählt Missfeldt, selber fest in Schleswig-Holstein verwurzelt, die Biografie dieses Zerrissenen, der als Rechtsanwalt arbeitete, das musikalisch-kulturelle Leben seiner Heimatstadt Husum prägte und mit den großen Schriftstellern seiner Zeit in Verbindung stand.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.04.2013

Das wirklich einzige, was Burkhard Müller an Jochen Missfeldts Storm-Biografie "Du graue Stadt am Meer" auszusetzen findet, ist, dass Storms Werk ein bisschen kurz kommt, Missfeldt widmet sich in seinem Buch mehr dem Menschen als dem Dichter. Dies tut er aber so elegant und stilsicher, dass Müller es ihm nicht verübeln möchte. Der Autor sieht Theodor Storm "vor allem als Landsmann", der wie er selbst eine tiefe Bindung zu seiner Heimat Schleswig-Holstein verspürte, auch wenn der Dichter die seine mit einer tiefen Abneigung gegenüber Preußen verband, vor allem aufgrund der "Bismarck'schen Vereinigungspolitik", erfährt Müller. Angenehm findet der Rezensent, dass Missfeldt zahlreiche Zeitgenossen Storms zu Wort kommen lässt, befreundete Schriftsteller wie Theodor Fontane ebenso wie Familienmitglieder, auf diese Weise entstehe ein sehr persönliches Bild des Dichters. Missfeldt enthält sich auch nicht gänzlich in moralischen Angelegenheiten, wie etwa Storms Vorliebe für Kindfrauen oder seine arg patriarchalische Rolle in der eigenen Familie. Allerdings urteilt der Autor Storm nie ab, lobt der Rezensent, Missfeldt nimmt Storms Fehler wie die eines Familienmitgliedes gelassen hin, erklärt er.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.04.2013

Als schwungvoll, nämlich mit echtem erzählerischen Talent dargebrachte Storm-Enzyklopädie bezeichnet der emeritierte Germanist Walter Hinck die Storm-Biografie des Piloten und Poeten Jochen Missfeldt. Regelrecht bezaubert scheint er von der Marsch- und Geest-Atmosphäre, die Missfeldt erschafft, um sein Forschungsobjekt vorzustellen. Für Hinck Ausdruck von Recherchefleiß und Sensualismus. Dass es dem Autor gelingt, auch nach 20 Vorgänger-Biografien eigene Akzente zu setzen, Theodor Storm mit gesunder Distanz aus seinem eigenen Selbstverständnis zu befreien, fast jeden einzelnen Tag des Autors zu rekonstruieren und ihn als Vorläufer der Moderne auszuweisen, ohne es dabei an scharfer Kritik fehlen zu lassen, macht das Buch für Hinck zum Ereignis.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.02.2013

Der schleswig-holsteinische Schriftsteller und Umweltminister Robert Habeck findet die Storm-Biografie "Du graue Stadt am Meer" von Jochen Missfeldt in einigen Punkten überzeugend, in vielen nicht. Missfeldt nähert sich Storm aus einer ganz eigenen Perspektive, liefert umfassend Quellen und Dokumente dazu und führt vor allem immer wieder exemplarisch seine eigene Lesart verschiedener Werke vor, erläutert der Rezensent. Dieser Lesart zufolge habe Storm sich zutiefst der Heimat verpflichtet gefühlt, jedoch hauptsächlich ihrer Natur, ihrer Landschaft, die wesentlich seinen Charakter geprägt habe - Politik und soziale Fragen bleiben bei Missfeldt außen vor, berichtet der Rezensent. Diese Interpretation, die Storm "aus dem Gesellschaftlichen heraus- und in die Landschaft hineinsteuert" findet Habeck zu etwas einseitig, er würde gerne Storms "ungeliebten Brotberuf", die Juristerei, und seine Geldnot berücksichtigt wissen. Dass die Landschaft selbst keinen Einfluss auf den Charakter ihrer Einwohner hat, will Habeck jedoch auch nicht gesagt haben.