Joanna Olczak-Ronikier

Im Garten der Erinnerung

Eine europäische Jahrhundertfamilie
Cover: Im Garten der Erinnerung
Aufbau Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783351026400
Gebunden, 447 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von: Karin Wolff. Die Schicksale ihrer jüdisch-polnischen Vorfahren, von Joanna Olczak-Ronikier unterhaltsam und mit großer Verve geschildert, lassen ein Jahrhundert europäischer Geschichte wieder aufleben. Über vier Generationen waren sie als Kaufleute, Bankiers, Gelehrte, Lehrer, Verleger oder Ärzte tätig von Wien und Warschau bis Paris, von Moskau bis London und New York. Julia Horwitz, die Urgroßmutter der Autorin, war eine selbständige Frau. Die verwitwete Mutter von neun Kindern löste sich vom orthodoxen Judentum und verschaffte ihren Söhnen und Töchtern ein Entree in die polnische Gesellschaft. Die Maxime "Kopf hoch!" wurde prägend für ihre Nachfahren. Erster Weltkrieg, Polens Wiedergeburt und erneute Besetzung im Jahr 1939, Holocaust, Flucht, Illegalität, Kulturbrüche, persönliche Krisen - all dies spiegelt sich in den eindrucksvollen Porträts und mit viel Humor erzählten Geschichten dieses Buches...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.06.2007

Höchste Bewunderung zollt Stephan Wackwitz dieser groß angelegten Familienbiografie, die Joanna Olczak-Ronikiers vorgelegt hat. Er schwärmt vom Reichtum an faszinierenden und staunenswerten geschichtlichen Bezügen, die dieses über vier Generationen sich erstreckende Porträt einer großen jüdisch-polnischen, bildungsbürgerlichen Familie aufweist. So berichtet er von der Urgroßmutter, die beschließt, den Weg der Assimilierung in die polnische Mehrheitsgesellschaft zu gehen, von vorteilhaften Heiraten der Töchter ins Ausland, vom Engagement der Söhne in der polnischen Nationalbewegung, vom Geschäft des Großvaters, dem berühmtesten und erfolgreichsten Warschauer Verleger im frühen zwanzigsten Jahrhundert. Besonders berührt zeigt er sich von der revolutionären Laufbahn von Maksymiljan Horwitz, dem marxistischen Großonkel der Autorin, der alle Irrungen und Wirrungen des Bolschwismus mitmachte und schließlich in den Gulag kam. Wackwitz sieht Olczak-Ronikiers Erinnerungen in der Tradition der Memoiren des polnischen Adels aus dem neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert. Zugleich geht es seines Erachtens darüber hinaus. In Anlehnung an Yuri Slezkines Diktum von der Moderne als dem "jüdischen Zeitalter" versteht er das Werk nämlich auch als Spiegel der Modernisierungsleistung der Juden, als "Adelsmemoiren der Moderne".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.01.2007

Marta Kijowskas Rezension gleicht einem einzigen begeisterten Luftsprung. Joanna Olczak-Ronikiers groß angelegte Geschichte der eigenen Familie umspannt die Zeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1945 und liefert dabei faszinierende Einblicke in die neuere Geschichte der polnischen Juden. Voller Begeisterung preist die Rezensentin den hohen dokumentarischen Wert dieses dabei sehr unterhaltsamen Buches sowie dessen stilistisch herausragenden und von selbstironisch eingefärbtem Humor getragenen Erzählduktus. Auch gibt die Rezensentin gerne zu, dass sie sich vom Glanz großer Namen hat blenden lassen: Olczak-Ronikiers Aufzeichnungen lesen sich mitunter wie ein - wohlgemerkt stets unprätenziöses - jüdisch-europäisches Who is Who: die kleine Rosa Luxemburg, der Hausarzt Janusz Korczak, die eingeheiratete Pariser Familie Citroen und nicht zuletzt Lenin, von dem sich eine Großtante ein Fahrrad leiht. Die Helden der Autorin sind jedoch andere: ihre Urgroßmutter Julia Horwitz und die Großmutter Janina Horwitz. Nicht zuletzt rechnet die Rezensentin hoch an, wie einnehmend und einfühlsam sie auch die Schicksale derer erzählt, deren - zumeist politische - Überzeugungen sie offenbar nicht teilt.