Joachim Schlör

Im Herzen immer ein Berliner

Jüdische Emigranten im Dialog mit ihrer Heimatstadt
Cover: Im Herzen immer ein Berliner
Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2021
ISBN 9783969820018
Gebunden, 208 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Mit 100 Abbildungen. Theodor W. Adorno vermutete 1952 in einem Brief an Gershom Scholem, dass Walter Benjamins Berliner Kindheit um 1900 in Deutschland nicht genügend rezipiert werde, "wegen des Traumatischen, das hierzulande sich geltend macht, sobald der Name Berlin fällt". Joachim Schlör geht der Frage nach, was es mit dem "Traumatischen" auf sich hat und was sich noch "geltend macht, sobald der Name Berlin fällt". Im Mittelpunkt stehen ehemalige Berlinerinnen und Berliner, die sich in Briefen und Berichten, in Erinnerungen und aktuellen Bekundungen mit dieser Stadt auseinandersetzen. Den Kern bildet eine Korrespondenz, die zwischen 1991 und 1995 zwischen den Autoren des Gedenkbuchs für die ermordeten Juden Berlins und über die ganze Erde verteilten Berliner Emigrantinnen und Emigranten sowie deren Nachkommen geführt wurde. Es geht dabei um die Berlin-Gefühle derer, die (oft als Kinder, mit oder ohne ihre Eltern) die Stadt nach 1933 verlassen mussten und die aus unterschiedlichen Gründen wieder mit ihr in Verbindung gekommen sind. All diese Briefe enthalten Emotionen: Zorn, Enttäuschung, Trauer, aber auch echte Zuneigung und großes Interesse an ihrer früheren Heimatstadt. Die Texte sind eingerahmt von Anmerkungen zur Geschichte der berlinisch-jüdischen Beziehung, zum Bruch 1933 und zum Weiterleben des spezifisch "Berlinischen" im Exil oder in der jeweiligen neuen Heimat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.08.2021

Rezensent Klaus Hillenbrand scheint gerührt von den Dokumenten, die der Band von Joachim Schlör versammelt - vor 30 Jahren von einer Berliner Initiative angeregte Erinnerungen von Berliner Exilanten in New York, Melbourne, Tel Aviv und anderswo. Die Korrespondenzen zeigen Hillenbrand sowohl den (erneut aufbrechenden) Schmerz der Ex-Berliner über die verlorene Heimat als auch ihre Freude angesichts der auftauchenden Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend in Berlin. Was die ab 1933 Vertriebenen eint, ist der tiefe Einschnitt in der Biografie sowie die andauernde seelische Verbundenheit mit Berlin, begreift Hillenbrand.