Jan Wagner

Regentonnenvariationen

Gedichte
Cover: Regentonnenvariationen
Hanser Berlin, Berlin 2014
ISBN 9783446246461
Gebunden, 112 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Der Garten, in dem die Regentonne steht, ist phantastisch weit, reich und offen eine Welt. In diesem Lyrikband geht es in die Natur mit all ihren kunstvollen Variationen des Lebens. Jan Wagner lässt den Giersch schäumen, dass einem weiß vor Augen wird, nimmt Weidenkätzchen und Würgefeige, Morchel und Melde, Eule, Olm und Otter ins poetische Visier, zoomt ran, überblendet assoziativ, bis der Blick sich weitet und man weiß, für einen Augenblick zum Wesen der Dinge vorgedrungen zu sein. Es ist immer wieder ein Wunder, wie es diesem Lyriker gelingt, Bilder zu schaffen, die in einem Halbvers Stimmungen heraufbeschwören bis längst Vergessenes oder nie Gesehenes vor Augen steht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.02.2015

Jan Wagners "Regentonnenvariationen" sind in aller Munde, weiß Stephan Speicher, der ein wenig unschlüssig scheint, ob er in das allgemeine Lob einstimmen möchte. Dabei will er gar nicht Wagners Sprach-und-Form-Meisterschaft anzweifeln, die werde schon zurecht gewürdigt - aber irgendetwas stimmt nicht im Verhältnis von Kunstfertigkeit und Gegenstand, findet der Rezensent. Wenn Wagner über die Natur schreibt, bleibt sie oft eigentümlich bezugslos, und wo die Bezüge hergestellt werden, wirken sie auf Speicher zwecks Aktualisierung erzwungen. Eine lobenswerte "Abneigung gegen den Endreim" reicht dem Rezensenten nicht aus, um zu erkennen, was die Variationen nun eigentlich mit uns zu tun haben.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 01.11.2014

Betörende Subversion erfährt Herbert Wiesner in den Gedichten von Jan Wagner, insofern, als die Nutzlosigkeit der Lyrik hier zum Nachdenken anregt, wie der Rezensent versichert. Dass der Autor richtig stark nur in den Naturgedichten ist und alles in diesem Band, was mit Musik, Malerei und Alltag zu tun hat, eher abfällt, fällt nicht wirklich ins Gewicht für den Rezensenten. Denn wenn Wagner den Giersch besingt, die Amsel, den Esel und die Schlehe, spürt Wiesner eine uneitle Eleganz im Umgang mit Klängen und Bedeutungen, die ihm solche Leselust bereitet, dass er sicher ist: Dieser Autor hat seinen Platz in der Literaturgeschichte gefunden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2014

Lyrik, jetzt, ruft Rezensent Christian Metz begeistert angesichts von Jan Wagners neuem Gedichtband. Dass Wagner ein Meister ist, weiß Metz längst. Dass Wagner ein Meister des Blicks ist, erfährt er allerdings erst mit dieser Lektüre, die ihm Einblicke in Wagners Poetologie gibt. Metz stellt fest: So einfach und entsprechend einladend die Texte erscheinen, so genau und zeitintensiv ist die dahinter steckende Beobachtung, so fein das Handwerk und so ausgewogen die Form, die Wagner laut Metz als Material begreift. Wenn der Autor Alltagsgegenstände in den Blick nimmt, ohne sie sprachlich aktuell zu identifizieren, lenkt er damit die Aufmerksamkeit des Rezensenten auf den Charakter der Dinge, das Vergängliche der Seife etwa, wie Metz erläutert. Wenn die Dinge so für den Rezensenten "neu ins Gespräch" kommen, ist das die Begeisterung sicherlich wert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2014

Zwischen Altem und Neuem glücklich aufgespannt fühlt sich Beatrice von Matt mit David Wagners neuen Gedichten. Den Autor nennt sie einen Gelehrten mit Sinn für Tier, Pflanze und noch das Geringste, zugleich formbewusst und weltoffen. Dass Wagner hier den Weltentdecker gibt, betört die Rezensentin, zumal der Autor sprachlich kühl, streng daherkommt und unversehens neue Bedeutungen eröffnet oder den Blick auf ein Sonett oder Haiku.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.09.2014

Burkhard Müller überlässt sich diesen Gedichten gern. Auf die lässige Könnerschaft des Autors kann er sich voll und ganz verlassen. Raffinesse ohne Aufwand, nennt er das respektvoll, wenn Jan Wagner witzig Kohle auf Koala reimt oder ("Moment mal, das war ja eine Ode!") alte lyrische Formen erfrischend füllt. Müllers Wissen um die Funktionsweise von Wagners Lyrik (vertrauter Gegenstand, ungewohnter Aspekt, ruhiger Ton) scheint dem Genuss nicht im Weg zu stehen. Das gilt für Wagners Naturgedichte allerdings mehr, als für seinen Versuch, Gemälde zu fassen. Da wirkt der Autor laut Rezensent gelehrt und weniger erfrischend.
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