Hubert Wolf

Krypta

Unterdrückte Traditionen der Kirchengeschichte
Cover: Krypta
C.H. Beck Verlag, München 2015
ISBN 9783406675478
Gebunden, 231 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Tief unten in den Kellern der Kirchengeschichte, verborgen selbst für die meisten Historiker, liegen jahrhundertealte Traditionen begraben, von denen die Kirche heute nichts mehr wissen will. Hubert Wolf steigt mit archäologischem Spürsinn hinab in diese Krypta. Er entdeckt dort Frauen mit bischöflicher Vollmacht, Laien, die Sünden vergeben, eine Kirche der Armen - und andere Traditionen, die heute wieder aktuell werden könnten. Die katholische Kirche war lange ein breiter Strom mit vielen Nebenarmen - den der römische Zentralismus im 19. Jahrhundert kanalisierte. Dazu wurden Traditionen erfunden, an die bis heute selbst Historiker glauben. Hubert Wolf enthüllt an zehn Beispielen Vergessenes und Verdrängtes - und gewinnt daraus Reformideen für die Kirche von morgen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.02.2015

Als Institution mit vielfältigen Optionen lernt Friedrich Wilhelm Graf die katholische Kirche bei Hubert Wolf kennen. Was der Kirchenhistoriker in seinem Buch unternimmt, ist für Graf zwar nicht gerade der Entwurf einer Reformagenda, sondern vielmehr der Versuch, Prozesse und Strukturen transparent zu machen, die als Impulse dienen können. Diesen Versuch macht der Autor aber laut Graf derart prägnant und stilistisch eingängig, dass der Rezensent nur staunen kann. Von Laien als Entscheidungsträgern, von Frauen in Leitungsfunktionen berichtet der Autor und illustriert dem Rezensenten damit die Wandlungsfähigkeit der Kirche und entlarvt ihre Dogmen als kontingente historische Vorgänge.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 31.01.2015

Lucas Wiegelmann wünschte, es wäre so einfach, wie der Autor ihn glauben machen will, und die Kirche wäre von innen heraus, aus ihrer eigenen Vergangenheit zu reformieren, einfach, indem man ihre Geschichte als Erkenntnisort nähme. Dort findet der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf allerhand unterdrückte, aber gute Traiditionen, mehr als dem Traditionalisten lieb sein kann, meint Wiegelmann. Allein, der bloße Umstand, dass Frauen und Laien einmal wichtige Funktionen in der Kirche übernehmen konnten, scheint dem Rezensenten noch kein Argument zu sein, mit dem liberale Kräfte die Bedenkenträger ausstechen könnten. Wolfs Methode, subjektiv die Archive nach Phänomenen zu durchstöbern, die zur eigenen Reformagenda passen, findet Wiegelmann zu beliebig. Es ist, meint er, wie der Autor schreibt: Die katholische Tradition ist nicht eindeutig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.01.2015

Als Aufruf zu mehr konziliarer und kollegialer Mitsprache in der Kirche versteht Rudolf Neumaier Hubert Wolfs mit Reformvorschlägen garnierte Systemkritik. Dass der Autor ein "Herzblutkatholik" ist, bezweifelt der Rezensent nicht, aber kühn, ja, abwegig klingen ihm manche von Wolfs Ideen, wie die Kirche in der Vergangenheit weltoffener gestaltet werden konnte. An der Hierarchie, dem römischen Zentralismus und dem Papal-Absolutismus und weiteren Strukturproblemen lässt der Autor laut Neumaier kein gutes Haar. Größenwahnsinnige Bischöfe außer Kontrolle, muss das sein, fragt der Autor. Und der Rezensent freut sich über Fragen statt Forderungen.
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